gabriel coburger, jazz-saxophonist : Ehrlicher Spieler
„Am wichtigsten ist der Mut, sich dem Augenblick hinzugeben.“ Saxophonist Gabriel Coburger,Träger des Hamburger Jazzpreises, der am Freitag im dortigen „Birdland“ sein „Quintett Jean-Paul“ präsentiert, ist eigentlich kein Schwärmer. Er denkt und spricht schnell; ein rationaler Typ, so scheint’s. Wenn man ihn aber fragt, wie er sich fühlt auf der Bühne, gestattet er sich mal ein bisschen Pathos.
Dabei wollte er eigentlich klassischer Flötist werden, hatte bis dato nur nebenbei gejazzt und die Aufnahmeprüfungen zum Hochschulstudium schon vorbereitet. Dann kam die Sehnenscheidenentzündung. „Ich suchte die Ursachen und fand: Dem Jazz gehört mein Herz.“
Coburger hat es nicht bereut. Er hat mit Lionel Hampton, Albert Mangelsdorff, Peter Herboltzheimer und Nils Landgren gespielt und ist Stand-By-Tenorsaxophonist der NDR-Bigband. Vor allem aber hat er fünf Jahre in den USA verbracht und dort viel über die Wurzeln des Jazz gelernt. „Das ist ein bestimmtes Rhythmus-Gefühl, das man nur durch das Zusammenspiel mit erfahrenen Musikern lernen kann. Und natürlich: Man muss mit dieser Musik aufgewachsen sein“, sagt Coburger, Sohn einer Konzertpianistin und einer Hobby-Jazzschlagzeugers. „Jazz – das ist tanzbare Musik. Er hat eine körperliche Komponente, die es in der Klassik nicht gibt.“
Eigentlich ist also Europa gar kein Pflaster für einen wie ihn – wenn da nicht seine Frau und die beiden Töchter wären: „Angesichts der Schulsituation in den USA konnte ich mir nicht vorstellen, das als ausländischer freiberuflicher Jazzer durchzuziehen.“ Ende 2001 ist er in die „gemäßigtere Jazz-Zone“ Hamburg zurückgekehrt. In ein Land, in dem sich das Publikum so schwer tut mit den Rhythmen des Jazz.
Das ist in Stockholm und Amsterdam, wo bald nach dem Krieg amerikanische Jazzer gastierten, anders. Auch in Norwegen übrigens, wo Coburger in der Bigband Geir Lysnes spielte. „Der norwegische Jazz hat Eigenart. Er ist durchsetzt mit Reminiszenzen an die eigene Musiktradition.“ Der Jazz Lapplands etwa habe eigenwillige, fast orientalische Rhythmen. „Ein absolut authentisches Spiel“, sagt Coburger. Und darauf komme es beim Jazz ja letztlich an. PETRA SCHELLEN
Fotohinweis:GABRIEL COBURGER, 40, Instrumentalist und Komponist, initiierte die Hamburger Jazznächte. FOTO: PROMO