Hochschule wieder harmonisch

Eine „Kultur des Zusammenwachsens“: Die einstimmig beschlossene Fakultäts-Neuordnung scheint sich zu bewähren

Noch knapp drei Monate ist Elmar Schreiber im Amt, dann wird er von der Emder Sozialwissenschaftlerin Karin Luckey als Rektor der Hochschule Bremen beerbt. Zeit also für eine vorläufige Bilanz der Hochschul-Umstrukturierung, deren Forcierung Schreiber vermutlich die Wiederwahl gekostet hat.

Seit März gibt es statt neun Fachbereichen fünf Fakultäten. Was für Außenstehende nach „gehupft oder gesprungen“ klingen mag, sorgte unter anderem bei den Chefs der aufzulösenden Fachbereiche für viel Erbitterung. Zu autokratisch agiere das Rektorat, so der Vorwurf, gewachsene Strukturen könnten nicht per ordre de mufti aufgelöst werden. „Ich habe Fehler gemacht“, sagt Schreiber jetzt rückblickend, allerdings sei ein „Paukenschlag“ als Initialzündung durchaus notwendig gewesen.

„Die jetzige Entwicklung wird von allen Mitgliedern der Hochschule getragen“, sagt Dekan Axel Viereck von der Fakultät Elektrotechnik und Informatik. Querbezüge und gemeinsame Projekte seien jetzt wesentlich leichter zu realisieren, ebenso die Entwicklung von Modulen für die Bachelor- und Masterstudiengänge. Nur zwei der nunmehr fünf DekanInnen sind schon länger im Amt, aber in der Tat traf der Akademische Senat alle Entscheidungen zur jetzigen Umstrukturierung einstimmig: Nachdem die von Schreiber gewünschte Konzentration auf nur drei Fakultäten vom Tisch war, löste sich auch der Antagonismus Akademischer Senat/Rektorat weitgehend auf.

Hintergrund von Reform und Streit ist die heterogene Geschichte der Hochschule: Sie entstand 1982 als Zusammenschluss von vier bis dahin unabhängigen Hochschulen. Bislang gab es beispielsweise zwei Wirtschaftsfachbereiche, „ein historisches Kuddelmuddel“, sagt Schreiber.

Bei näherer Betrachtung fällt freilich auf, dass auch die neue Struktur nicht wirklich einheitlich ist: In den Fakultäten zwei und fünf, deren Dekane schon länger im Amt sind, gibt es „Abteilungen“ inklusive einer zusätzlichen Hierarchie-Ebene. „Die Kultur des Zusammenwachsens scheint hier weniger ausgeprägt zu sein“, bestätigt Dekan Ingo Meyhöfer von der Fakultät zwei. Die dortigen Studiengänge Bauingenieurwesen und Architektur gelten als sehr traditionsbewusst. Die Nautiker – jetzt in Fakultät fünf beheimatet – wiederum als ausgesprochen Drittmittel-stark.

Unbestritten ist auch: Die neue Struktur dient nicht nur der Profilbildung, sie ist auch eine Reaktion auf die Sparvorgaben des Landes. Dekan Dietwart Runte, an sich entschiedener Befürworter der Fusionen, verweist auf den Personalabbau: von 1991 noch 43 Hauptamtlichen im damaligen Fachbereich neun auf derzeit 19 – entsprechend explodierte die Zahl der Lehrbeauftragten.

Nichtsdestoweniger bewähre sich die neue Struktur: Die Zusammenziehung von Bau mit „Umwelt“, sagt Meyhöfer, forciere interdisziplinäre Projekte etwa im Niedrigenergiehaus-Sektor. Henning Bleyl