: Rosenak-Haus vor dem Aus
Der Rosenak-Verein hat keinen Investor zur Rettung des alten jüdischen Gemeindehauses gefunden, das früher neben der alten Synagoge stand und die Pogromnacht überlebt hat. Nun droht der Abriss
Von Klaus Wolschner
Noch vier Tage tickt die Uhr, dann wird das historische jüdische Gemeindehaus in der Kolpingstraße 7 („Rosenak-Haus“) zum Verkauf freigegeben. Das bestätigte gestern Propst Ansgar Lüttel. Anderthalb Jahre lang hatte die katholische Gemeinde gewartet, um dem Rosenak-Verein die Chance zu geben, sein Konzept einer Begegnungs- und Erinnerungsstätte zu entwickeln. Der Verein hatte zuletzt auf eine Zusage von „Henri-Isaac Lewy“ alias Manfred Gläser gesetzt, dass eine „Lewy-Foundation“ hinreichend viel Geld zur Verfügung stellen würde – vergeblich. Das Schild „Lewy-Foundation“ ist in der Piperstraße abgehängt, der alte Mann geht nicht mehr ans Handy – einmal mehr entpuppte sich Gläser als Hochstapler (vgl. taz 17.5.)
Der Katholische Gemeindeverband will das Haus – das einzige Bauwerk der jüdischen Gemeinde, das die Nazizeit überlebt hat – verkaufen und den Verkaufserlös zur Finanzierung der Schul-Investitionen einsetzen. Es wäre – wie das Nachbarhaus, das auf dem Grundstück der 1938 von den Nazis abgebrannten Synagoge stand – abgerissen worden, um für einen Neubau Platz zu machen. Auf Intervention des Denkmalschützers und verschiedener politischer Kreise wurde das aufgeschoben. Im Vorstand des Rosenak-Vereins ist zum Beispiel auch Bernd Möllers engagiert, der frühere Leiter des Katholischen Bildungswerks in Bremen, und Michael Rüppel (Grüne), Sprecher des Beirates Mitte.
Mit Hilfe des Immobilien-Kaufmanns Justus Wohltmann war eine große Investitions-Lösung skizziert worden, offensichtlich hat der Verein es aber versäumt, parallel ein Konzept für eine kleine Lösung zu entwickeln für den jetzt eingetretenen Fall, dass das große Spender-Geld nicht kommt. Der Senat würde insgesamt 300.000 Euro zuschießen, allerdings nur, wenn es ein solides Konzept für den laufenden Betrieb einer Gedenkstätte gäbe. „Wenn jeder Bremer Bürger einen Euro spenden würde, könnten wir das Haus in eine Gedenkstätte umwandeln“, sagt Vereinsvorstand Möllers.
Das Problem ist, dass die katholische Kirche, die der Jüdischen Gemeinde das Haus in den 50-er Jahren abgekauft hat und es als Wohnheim nutzte, über Jahre nichts investiert hat. Der Bau müsste also von Grund auf saniert werden. Der Zuschuss des Senats würde für den Kauf reichen, nicht aber für die Sanierung. Und der Senat will nicht das Risiko eingehen, dass in drei oder vier Jahren ein laufender Zuschussbedarf angemeldet wird. Wenn der Staat oder die staatliche GBI das Haus kaufen würde, so sagt Möllers, würde die Sanierung doppelt so teuer wie bei einer privaten Lösung.
Die Katholische Gemeinde will den Bau nun am kommenden Donnerstag für den allgemeinen Verkauf „öffnen“. Einen Käufer hat sie aber noch nicht, sagt der Propst.