heute in bremen
: Ein X und ein U

Die HfK stellt typographische Kleinode ihrer Absolventen aus

Wie finden Sie den Schriftzug der taz?

Monika Schieren, Hochschule für Künste: Der ist ein Kind seiner Zeit.

Also hoffnungslos veraltet?

Nein. Man sieht ihm an, dass er aus den 1980er, 1990er Jahren stammt, und ich finde es gut, dass die taz ihn beibehält. Das charakterisiert die Zeitung, die man ja stark mit dieser Zeit verbindet.

In der Weserburg wird zu sehen sein, was ihr Institut in dieser Zeit gemacht haben?

Ja, wir zeigen typografische Projekte von HfK-Studierenden der letzten 25 Jahre. Darunter sind Leute, die mittlerweile auf Weltniveau arbeiten, viele sind heute selber als Professoren tätig.

Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?

Uns zeichnet aus, dass wir Typographie nicht nur als Schriftgestaltung im engeren Sinn verstehen, sondern als das entwickeln neuer visueller Sprache.

Sie gehorchen der Not. Es bleibt nun mal bei 26 Buchstaben bleiben. Da kann man doch gar nicht dauernd neue Schriften erfinden.

Aber ja, es geht immer weiter. In den 1990ern kam das große Thema der Web und Computer auf, seitdem wurde die Bildschirmtauglichkeit von Schriften immer wichtiger.

Das klingt nicht gut für die Klassiker „Times“ und „Helvetica“. Die taugen ja nicht für den Bildschirm.

Das stimmt, aber das sind Klassiker, die werden bleiben.

Glauben Sie, dass mittelfristig überhaupt noch gedruckt wird? Oder wird Schrift ausschließlich auf Bildschirmen stattfinden?

Nein. Print wird stark bleiben, manche Publikationen werden immer auf Papier produziert.

Die anderen „digitalen Industrien“ machen ständig Kampagnen gegen Raubkopien und erfinden Kopierschutzmechanismen. Schrifthersteller nicht.

Man setzt hier wohl auf die edle Gesinnung der professionellen Nutzer. Fragen:
Christian Jakob

Ausstellung in der Weserburg bis 29.6.; „Public Viewing“, Übertragung des “Forum Typografie“ aus der HfK, Samstag 10 - 19, Sonntag 10 - 17 Uhr