: Mieterbund: Heizen wird für viele zum Luxus
Um 40 Prozent steigen die Ausgaben dieses Jahr im Vergleich zu 2006 – Verband fordert sparsamere Heizungen
BERLIN taz ■ Mieter müssen sich wegen höherer Energiepreise auf eine unangenehme Überraschung bei der Betriebskostenabrechnung für dieses Jahr einstellen. Die durchschnittlichen Ausgaben für Heizung und Warmwasser steigen gegenüber 2006 um mindestens 40 Prozent auf 1,50 Euro pro Quadratmeter im Monat, wie der Deutsche Mieterbund am Mittwoch in Berlin vorrechnete. „Eine warme Wohnung wird zum Luxusgut für viele Haushalte“, sagte Verbandspräsident Franz-Georg Rips. Er rief deshalb dazu auf, veraltete Heizungen zu erneuern.
Die Betriebskostenabrechnung für 2008 wird erst im Frühjahr danach in den Briefkästen liegen. „Ich bin sicher, dass es dann ein ganz böses Erwachen geben wird“, erklärte Rips. Bei einer 80 Quadratmeter großen Wohnung würden im Schnitt mindestens 1.440 Euro nur für Heizung und Warmwasser fällig. In drei bis vier Jahren könnten es schon 2.400 Euro sein.
Angesichts dieser Zahlen sprach sich Rips sogar für Heizungsmodernisierungen aus, von deren Kosten die Eigentümer pro Jahr bis zu elf Prozent an die Mieter weitergeben dürfen. Im Gegenzug fielen ja die verbrauchsabhängigen Ausgaben – oder stiegen zumindest nicht so stark an. Für den Mieter bringe das kurz- und mittelfristig keinen Gewinn. „Aber wenn nichts passiert, sind die Energiekosten in vier bis fünf Jahren nicht mehr bezahlbar“, warnte Rips.
Das hören die Heizungshersteller gern – schließlich verdienen sie an jeder neuen Anlage. Der Branchenverband BDH lieferte denn auch weitere Argumente für Investitionen: „90 Prozent der Anlagen in Deutschland sind nicht auf dem Stand der Technik“, sagte BDH-Chef Klaus Jesse. Die meisten Heizungen nutzten weniger als 85 Prozent der im Brennstoff gespeicherten Energie. „Das ist eine enorme Verschwendung“, urteilte Jessen. Schon heute sei ein Wirkungsgrad von mehr als 98 Prozent möglich.
Effizienter werden Heizungen zum Beispiel mit Brennwertkesseln, die sogar die Wärme der Abgase nutzen. Der Vermieter eines kleinen Mehrfamilienhauses, der einen solchen Kessel gegen ein Standardmodell austauscht, kann laut BDH 30 Prozent Energie sparen. Als besonders vorbildlich präsentierte Jessen Systeme, die den Brennwertkessel mit einer Solaranlage und einem Wärmespeicher kombinieren. Würden alle Anlagen so effizient sein, könnte Deutschland dem BDH nach zehn Prozent seines Energieverbrauchs einsparen.
JOST MAURIN