: Drogenhilfeeinrichtung vor dem Aus
Weil die Behörden sämtliche Förderung gestrichen haben, muss das engagierte Drogenhilfeprojekt Subway Mitte Juli die Pforten schließen. Was aus den hier betreuten Klienten werden soll, ist ungewiss
„Es ist vorbei“, sagt Gisela Schulze, Vorstand der in der Neustadt beheimateten Drogenhilfeeinrichtung Subway. Am 15. Juli wird Subway für immer seine Türen schließen – 272 meist schwer drogenabhängige Klienten stehen dann auf der Straße. Der Grund: Nachdem die Gesundheitsbehörde dem Verein im vorigen Jahr alle Fördermittel entzog, drehten nun auch team.arbeit und die Wirtschaftsbehörde dem Träger den Geldhahn zu. „Wir werden systematisch in die Insolvenz getrieben“, sagt Schulze.
Subway verfolgte bislang drei ganz unterschiedlich finanzierte Projekte. Seit 1995 betreut Subway Drogenabhängige, kümmert sich vor allem um deren psychosoziale Betreuung. Bereits 2002 versuchte die Gesundheitsbehörde Subway hier sämtliche Fördermittel zu streichen. Doch eine Allparteienkoaltion – von Schill bis GAL – verhinderte in der Bürgerschaft das Aus und sorgte dafür, dass Subway schließlich doch noch über 600.000 Euro aus dem Fördertopf der Behörde erhielt.
Bis 2006 fuhr die Behörde das Fördervolumen auf unter 400.000 Euro runter, bevor sie 2007 die Finanzierung ganz einstellte und sogar beträchtliche bereits gezahlte Summen zurückforderte. „Eine ordnungsgemäße Geschäftsführung war bei diesem Träger nicht gesichert, die Zuwendungen sind nach unserer Ansicht zum Teil zweckentfremdet, zum Teil nicht ordnungsgemäß abgerechnet worden“, begründet Gesundheitsbehördensprecher Rico Schmidt den finanziellen Kahlschlag.
Weiter mag sich Schmidt nicht äußern, da es sich um „ein schwebendes Verfahren“ handele. Denn der Streit um Zuwendungen und Rückforderungen beschäftigt seit Monaten das Hamburger Verwaltungsgericht – Subway bestreitet die Vorwürfe vehement. Die Fronten sind verhärtet: So lehnte die Behörde sowohl den Vorstoß des Verwaltungsrichters ab, den Konflikt in einer Mediation zu klären, als auch den Subway-Vorschlag, unabhängige Buchprüfer die Unterlagen begutachten zu lassen.
Gelder erhielt Subway jedoch von team.arbeit und der Wirtschaftsbehörde für die Bereitstellung von 50 Ein-Euro-Jobs für „integrationsferne Langzeitarbeitslose“. Diese betreuten zum Teil auch das dritte Subway-Projekt: Seit 1998 hatte der Verein auf ehrenamtlicher Basis und mithilfe von Spenden 75 Wohnungen angemietet und dort Obdachlose untergebracht. Ohne staatliche Zuschüsse vermittelte Subway damit etwa 2004 mehr Wohnungslosen eine eigene Bleibe als die sieben staatlichen Fachstellen für Wohnungsnotfälle zusammen.
Nun aber teilte team.arbeit Anfang Juni mit, dass es keine weiteren Gelder für die „Einrichtung von Arbeitsangelegenheiten“ mehr erhalten werde. „Das Subway-Angebot war im Vergleich zu den Angeboten einiger Mitbewerber nicht gut genug“, begründet team.arbeit-Sprecher René A. Tollkühn die Ablehnung. Doch das Ablehnungsschreiben, dessen Widerspruchsfrist heute ausläuft, hat Subway laut Geschäftsführerin Gisela Schulze nie erhalten.
So scheint das Schicksal von Subway besiegelt. Auch der drogenpolitischen Sprecherin der GAL, Linda Heitmann, geht es nur noch darum, „zu erreichen, dass die von Subway betreuten Klienten nicht in zwei Wochen ohne jede Hilfe auf der Straße sitzen.“ MARCO CARINI