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Archiv-Artikel

Kunst auf den Spuren der Revolution

Die Kunstschau Rohkunstbau zeigt in diesem Jahr Arbeiten zum Thema Brüderlichkeit. Eröffnung ist am 17. Juli

Am einstigen Sitz des DDR-Kulturbundes in Potsdam präsentiert die Ausstellungsreihe Rohkunstbau (www.rohkunstbau.de) in diesem Jahr zehn Beiträge zeitgenössischer Kunst zum Thema Brüderlichkeit. Vom 17. Juli bis 5. Oktober sind in der sanierungsbedürftigen Villa Kellermann in der Nähe von Schloss Cecilienhof Collagen, Zeichnungen, Videobeiträge und Fotografien zu sehen – darunter Werke von Richard Hamilton, der als Gründer der Pop-Art gilt und häufig gängige Rollenklischees thematisiert.

Schirmherr der XV. Rohkunstbau unter dem Motto „Drei Farben – Rot“ ist der Präsident der EU-Kommission, José Manuel Barroso.

Auch dieses Mal geht es bei der Schau um die „Ortsbezogenheit“ der Arbeiten, wie der Rohkunstbau-Gründer und künstlerische Leiter Arvid Boellert am Dienstag bei der Vorbesichtigung sagte. Den „morbiden, ruinösen Charme“ der um 1913 erbauten Villa hätten sich einige der Künstler zunutze gemacht, betonte Boellert, der in Berlin als Arzt tätig ist.

Diese begeben sich auf Spurensuche in der Französischen Revolution von 1789, widmen sich der Farbe Rot als Symbol für Liebe und Gewalt oder lassen eine Stimme Passagen aus dem Briefwechsel der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin mit ihrer Schwester flüstern. Brigitte Waldach (Jahrgang 1966) schrieb mit roter Farbe Zitate von Ensslin an die weißen Wände. Die Berliner Künstlerin betonte, ihr Thema sei Schwesterlichkeit. „Es geht nicht um eine ideologische Stellungnahme.“

Mit der diesjährigen Rohkunstbau wird die Trilogie „Drei Farben – Blau, Weiß, Rot“ vollendet. Diese lehnt sich an die gleichnamige Filmreihe des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieslowski an und widmet sich den demokratischen Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Die Reihe sei „zu einem festen Bestandteil der europäischen Kulturlandschaft geworden“, heißt es im Vorwort Barrosos zum Ausstellungskatalog.

Wegen Raumproblemen war lange Zeit unklar, ob die diesjährige Rohkunstbau veranstaltet werden kann. Ursprünglich sollte die Schau wie erstmals 2007 im Potsdamer Schloss Sacrow zu sehen sein. Das Schloss ist aber nach Darstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg nicht dafür geeignet. Die in einem Rohbau in Groß Leuthen (Dahme-Spreewald) gestartete Ausstellungsreihe zeigt seit 1994 „ortsbezogene, zeitgenössische bildende Kunst“.

Im nächsten Jahr, zum 20. Jahrestag des Berliner Mauerfalls, geht es nach Angaben von Boellert um das „Projekt Atlantis“. Die Ausstellung werde in einem privaten Raum an der einstigen deutsch-deutschen Grenze zu Berlin gezeigt. Wo genau die Rohkunstbau veranstaltet werden soll, wollte Boellert wegen der jüngsten Raum-Querelen nicht sagen. dpa