kurzkritik: radierkunst in der kunsthalle : Sich selbst entmystifizierend
Die Kunsthalle hätte sich auf die großen Schätze großer Namen der Radierkunst beschränken können, schließlich ist die Ausstellung „Mit der schnellen Nadel gezeichnet“ die letzte der Kustodin des bisherigen Kupferstichkabinetts. Und eine Art „Best of“, jedenfalls des 16. Jahrhunderts, mithin des Jahrhunderts der Druckgrafik.
Allein drei Meisterstiche Albrecht Dürers lohnen den Besuch, dazu ein weiteres Werk, mit dem er die Landschaft als Erzählform zumindest der Radierkunst überhaupt erst etablierte. Doch genau an dieser Stelle entmystifiziert die Ausstellung sich ebenso wie den alten Meister. Sie umgibt ihn wenig schmeichelhaft mit seinen weniger gelungen Versuchen sowie anderer Leuts’ Kopien derselben. Da ist manches fleckig, ungenau, fehlerhaft, und auch sonst irgendwie ein wenig schmuddelig. Liebevoll nennt man das dann „experimentell“, die aus der Waffentechnik abgeleitete Radierung war seinerzeit ja noch ganz neu. Aber schließlich hat die Kunsthalle zugleich die größte Sammlung an Dürer-Kopien, das wollte irgendwie noch einmal berücksichtigt sein. Doch am Ende ist der Glanz der Juwelen ja umso strahlender, wenn man auch die zweite Wahl kennt. Jan Zier
Bis 14. September