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Archiv-Artikel

Schon so weit?

Der Dekokürbis

Schönes Licht, das ist der Sommer! Das Herz zerspringt uns fast vor heller Freude, wenn wir uns in den warmen Fluten aalen, in die glühend heiße Sonne blinzeln, unsere Käferbeinchen dem Licht der Welt entgegenstrecken.

Am Ende eines Sommertages ist das Licht besonders schön: Goldig funkelt es auf der Wasseroberfläche eines ruhig daliegenden Sees, an dessen Ufer wiederum wir mit ruhigem Herzchen liegen. Das Licht der späten Stunde ist wie eine Heilsalbe, die sich auf unsere wundgescheuerten Nerven legt. Und trotzdem verspüren wir einen schmerzhaften Stich. Denn es heißt Abschied nehmen von einem Sommernachmittag und, ja, in den letzten Tagen mehren sich gar die Anzeichen, dass es Abschied nehmen heißt vom Sommer als Jahreszeit. „Leute! Es ist Herbst!“, verkündete heute Morgen mein Kollege, als er das Büro betrat. Und „Leute! Es ist Herbst!“ dachte ich gestern, als ich durch gelbes Laub zum Supermarkt wanderte und dort ein Regal voller Deko-Kürbisse entdeckte.

Unfehlbare Vorboten des Herbstes, nein, des Winters! sind die Werbezettel der Kohlehändler, die in meinem Hausflur für günstige Briketts werben. In der Zeitung verkündet der Einzelhandel die ersten Prognosen fürs Weihnachtsgeschäft. Die Luft duftet anders, ein wenig nach Melancholie, und bald werden die Kinder zu ihren Sandalen wieder Strümpfe tragen.

Ich werde traurig. Wo ist mein Sommerlicht? Es ist kühl, windig und trotzdem lege ich mich an das Ufer meines Lieblingssees. Ich kralle mich ins feuchte Gras und hoffe, dass die warme Jahreszeit sich nochmal ans Beatmungsgerät anschließen lässt, und nicht einfach so, als hätte es sie nie gegeben, kläglich von dannen geht. SASKIA VOGEL