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Archiv-Artikel

Ende der Aussortiererei

Gutachter empfehlen einen Mentalitätswechsel in der Förderung behinderter Kinder in Bremens Schulen

Von FEZ

Die sonderpädagogische Förderung an Bremens Schulen könnte sich stark verändern – wenn umgesetzt wird, was zwei Bildungsforscher gestern SPD-Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper als Gutachten überreichten.

Klaus Klemm (Universität Duisburg-Essen) und Ulf Preuss-Lausitz (TU Berlin) empfehlen, das Zwei-Säulen-Modell mit Förderzentren für Behinderte einerseits und integrativem Unterricht Behinderter und Nicht-Behinderter andererseits aufzugeben. Stattdessen solle integrativ unterrichtet werden.

„Das wäre ein Mentalitätswechsel“, sagte Jürgens-Pieper und nahm Klemms Wort von der „Aussortierung behinderter Schüler in spezielle Fördereinrichtungen“ auf, in Bremen etwa in 19 Förderzentren für unterschiedliche Behinderungen. Das solle es in Zukunft nicht mehr geben.

Das Ergebnis des Gutachtens kommt zur rechten Zeit, da im Herbst die Schulgesetznovelle verabschiedet werden soll und die von Klemm und Preuss-Lausitz formulierten Anregungen berücksichtigt werden könnten. Damit würde die sonderpädagogische Förderung in Bremen auch dem Recht auf volle Integration entsprechen, dem sich das Land mit der Unterzeichnung der „Übereinkunft über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ im Bundesrat verpflichtet hat.

Wenn das Gesetz, das auf einem Beschluss der UNO beruht, im Winter rechtskräftig wird, hätten Eltern mindestens das Recht auf integrativen Unterricht von behinderten Kindern, sagte Preuss-Lausitz. Für die Gutachter folgt daraus eine klare Maßgabe: „Die Integration von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf wird in allen Förderbereichen in der Primarstufe und in der Sekundarstufe ermöglicht.“ Es müsste also flächendeckend das getan werden, was in Bremen bislang im Förderbereich Lernen-Sprache-Verhalten in den Grundschulen Alltag ist: gemeinsames Lernen für alle. Dazu müssten die Förderzentren abgeschafft und behinderte Kinder in die allgemeinen Schulen integriert werden. So genannte Unterstützungs-Centren an allen Schulen sollen die Förderung koordinieren.

Jürgens-Pieper warb gestern für das Konzept, denn von einem differenzierten Unterricht profitierten behinderte und nichtbehinderte Kinder. Am 18. September soll darüber im Fachausschuss Schulentwicklung und anschließend im Unterausschuss für sonderpädagogische Förderung sowie der Bildungsdeputation beraten werden. FEZ