Noch drei für die Baustelle

Nach dem mühsamen 2 : 1-Sieg des Hamburger SV gegen Karlsruhe gäbe es gute Gründe, sich um die Mannschaft zu sorgen. Das tut aber niemand, weil noch Verstärkungen kommen sollen. Eine davon soll der Brasilianer Alex Silva sein

Beim HSV blicken derzeit alle nach vorn, genauer gesagt: auf die kommende Woche. Vor Ablauf der Transferfrist am 31. August soll noch einiges und bereits am gestrigen Sonntag stimmte der Aufsichtsrat der Verpflichtung des brasilianischen Innenverteidigers Alex Silva zu.

Da fiel es am Samstag Abend schwer, die Gegenwart zu betrachten. HSV-Trainer Martin Jol schien darauf aber Wert zu legen. Auf die Frage, ob er sich Verstärkungen wünsche, antwortete er nach dem mühsamen 2 : 1-Sieg seiner Mannschaft gegen den Karlsruher SC zunächst: „Es ist wieder gut gegangen.“ Ob der Holländer die Frage falsch verstanden hatte? Oder ist er auch so ein griesgrämiger Kauz vom Schlage seines Vorgängers und Landsmanns Huub Stevens, der die Presse gern mit kryptischen Antworten irritierte? Weder noch. Mit seinem kleinen Rückgriff auf das gerade Erlebte wollte Jol nur den Boden bereiten für das, was folgte: „Ich hoffe, nächste Woche sind wir zu hundert Prozent bereit“, sagte der Trainer. „Man wünscht sich schon so zwei bis drei Spieler zum Wechseln.“ Sonst, das musste er dann nicht mehr aussprechen, könnte es durchaus mal passieren, dass es nicht gut geht.

Nicht, dass Jols Spieler gegen Karlsruhe alle über 90 Minuten hätten durchspielen müssen. Und das war auch gut so. Als nämlich in der Schlussminute Verteidiger Joris Mathijsen zum 2 : 1 traf, waren vorher alle drei Einwechselspieler am Ball gewesen: Änis Ben-Hatira schlug eine Ecke. Tunay Torun hielt in seiner zweiten Bundesligaminute den Kopf an die richtigen Stelle. Und der neue Stürmer Mladen Petrić, für das quirlige Leichtgewicht Jonathan Pitroipa eingewechselt, legte für den Torschützen auf.

Jol hatte alles richtig gemacht. Aber beinahe wäre es schief gegangen. Unter anderem wegen der Abwehr, einer Notgemeinschaft ohne Reinhardt, Boateng und den vier Tage vor dem Spiel nach Manchester verkauften Kompany. Vor allem Guy Demel tat sich als Innenverteidiger schwer, ließ sich vor dem Ausgleichstreffer von Sebastian Freis gleich zweimal düpieren.

KSC-Trainer Edmund Becker sagte zu Recht, er hadere mit den verlorenen Punkten. HSV-Torwart Frank Rost hatte seine liebe Not mit Freis und Joshua Kennedy gehabt. Und nach vorn hatte das HSV-Provisorium zwar ansehnlicher gespielt als in der Vorsaison, aber nicht so zwingend wie vor einer Woche in München.

Symptomatisch, wie die HSV-Pausenführung zustande kam: Der Karlsruher Tim Sebastian fälschte eine harmlose Flanke von HSV-Linksverteidiger Timothée Atouba in den eigenen Torwinkel ab. Könnte durchaus sein, dass der HSV eben jenen Atouba in dieser Woche noch verkauft, bevor er bei Vertragsende in einem Jahr ablösefrei gehen kann. Vorstandschef Bernd Hoffmann ließ sich jedenfalls kein Bekenntnis zu Atouba entlocken.

Betont einsilbig gab sich der Präsident auch in puncto Neuverpflichtungen: „Ich hoffe nur, dass wir am Ende nicht ganz ohne dastehen“, war das Konkreteste, was er sagen mochte. Dabei ist es eigentlich kein Geheimnis, dass der HSV nach Kompanys Abgang noch zwei Verteidiger und einen Mittelfeldspieler sucht. Den Brasilianer Alex Silva will der HSV für rund sieben Millionen vom FC Sao Paulo holen. Ein weiterer Kandidat ist der Argentinier Luciano Monzón.

Dass Jol in der kommenden Woche tatsächlich noch Spieler bekommt, ist sehr wahrscheinlich. Und dann darf er nicht nur über die Gegenwart plaudern, er muss es. JAN KAHLCKE