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Bremen bei Nazi-Straftaten gegen den Trend

Bundesweit gab es seit 2001 mehr rechte Übergriffe, in Bremen weniger. Seit letztem Jahr ist dies anders

Übergriffe von Rechtsextremen auf politische Gegner in Bremen nahmen im letzten Jahr zu, nehmen langfristrig jedoch ab. Das geht aus dem „Bericht über Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit im Lande Bremen“ hervor, den Innensenator Ulrich Mäurer gestern vorstellte.

Demnach hätte sich Ende 2006 als Reaktion auf Angriffe gegen Rechtsradikale eine aus rund 20 Neonazis, Skinheads und Hooligans bestehende „Eingreiftruppe“ gebildet, „um solchen Attacken entgegenzuwirken“. Die Mitglieder dieser Gruppe hätten mehrfach gezielt Veranstaltungen von Antifa-Aktivisten aufgesucht und Konfrontationen provoziert. Auch für die rechtsextremistische Anschlagsserie im Februar dieses Jahres sei zumindest teilweise eine Gruppe Jugendlicher verantwortlich, die sich Anfang 2008 zu einer Kameradschaft zusammengeschlossen hatten.

Die allgemeinen Zahlen für rechtsextremistische Straftaten in Bremen seien dagegen stabil, sagte Mäurer. „Damit unterscheiden wir uns von der Entwicklung in anderen Bundesländern.“ Mäurer bezieht sich auf Statistiken des Bundeskriminalamtes, nach denen die Zahl der rechten Straftaten von 2001 bis 2006 bundesweit um ein Viertel angestiegen ist. In Bremen hingegen seien die rechten Straftaten im selben Zeitraum um 31 Prozent auf 138 zurückgegangen. Zwischenzeitlich, 2003, wurden gar nur 73 Straftaten gezählt.

Thomas Hafke vom Werder-Fan-Projekt wies auf die subtiler werdenden Methoden der Neonazis hin. „Sie docken sich an die Jugendkultur an.“ Es gebe jedoch auch positive Entwicklungen. „Früher gab es eine größere Akzeptanz gegenüber Neonazis bei Fußballfans, entweder wegen eigener Nähe oder weil man sagte: Das ist ein Werder-Fan, der ist einer von uns.“ Die Jugendlichen heute seien viel kritischer. „Die sagen: Der ist zwar Werder-Fan, aber der ist auch Nazi.“ jwa

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