Viererpack gegen Mini-Krise

Der FC St. Pauli bringt zum ersten Mal ein Saisonspiel mit elf Akteuren zu Ende und gewinnt folgerichtig gegen Aufsteiger Rot-Weiß Oberhausen leicht und locker mit 4 : 1 (3 : 0). Ein Sonderlob gab es vom Trainer für Trojan und Kalla

Das hat es schon lange nicht mehr gegeben. Minutenlang feierten die Fans mit Standingovations ihr Team. Nach katastrophalem Saisonstart hatte sich der FC St. Pauli soeben vor 21.000 Zuschauern mit einem beindruckend herausgespielten 4 : 1 (3 : 0)-Sieg gegen Rot-Weiß Oberhausen zurückgemeldet. Mini-Krise ade, Hurra-Fußball olé. Dreimal hatten die Mannen vom Millerntor zuvor ihre Partien nach roten und gelb-roten Karten in Unterzahl beenden müssen. Die Folge: Pokal-Aus und Abstiegsplatz.

Am Sonntag aber zeigten die Hamburger Kicker, dass sie ein Spiel auch ohne dezimierende Foulspiele in den Griff bekommen. Gegen die harmlos agierenden Oberhausener nahmen die Kiez-Kicker das Heft sofort in die Hand und setzten den Gegner vor allem über die Flügel unter Druck. Der Lohn: Bereits nach neun Minuten schaltete Filip Trojan auf der rechten Seite den Turbo an, ließ seine Gegner stehen und bediente Ebbers so maßgerecht, dass dieser nur noch den Fuß hinhalten musste, um die Führung zu erzielen.

Auch die weiteren Tore fielen wie reife Früchte: Einen Ludwig-Freistoß erwischte Fabian Boll an der Strafraumgrenze volley (27.), eine Rothenbach-Hereingabe spitzelte der erstmals von Beginn an aufgebotene René Schnitzler unmittelbar vor dem Pausenpfiff zum 3 : 0 ins kurze Eck. Die Oberhausener hingegen kamen nur ein einziges Mal gefährlich vors Tor, doch Kruse setzte den Ball knapp vorbei.

Nach der Pause schalteten die Hamburger zwar einen halben Gang zurück, behielten das Spiel aber weitgehend unter Kontrolle und hatten die besseren Möglichkeiten. Der ansonsten farblos agierende Ex-St. Paulianer Luz besaß nach 64. Minuten noch die beste Chance für die Gäste, bevor die Hamburger auf 4 : 0 erhöhten. Nach einem Zuspiel des eingewechselten David Hoilett krönte Trojan (68.) mit einem Heber über den Oberhausener Torwart hinweg seine hervorragende Leistung. Zwei Minuten später gelang dem aufgerückten Gäste-Verteidiger Thomas Schlieter nach einer Ecke per Kopf nur noch der Ehrentreffer.

„Wir wollten aggressiv spielen, das haben wir umgesetzt“, analysierte St. Pauli-Trainer Holger Stanislawski den ersten Heimsieg der Saison, der die Hamburger auf Platz acht der Tabelle katapultiert. Anders als gegen Osnabrück, wo die Hamburger eine 2 : 0-Führung noch aus der Hand gegeben hatten, habe das Team „diesmal nicht versucht einen Vorsprung zu verwalten, sondern weiter mutig, wenn manchmal auch zu hektisch nach vorne gespielt“. Ein Sonderlob Stanislawskis verdiente sich neben dem überragenden Trojan Nachwuchsspieler Jan Philipp Kalla, der für den gesperrten Kapitän Morena in der Innenverteidigung in die Bresche springen musste. Er habe seine Sache „sehr gut gemacht“ und sei „auf dem Weg, ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft zu werden“. Marco Carini