: Weniger wäre mehr
Hans-Jürgen Börner, bis 1989 ARD-Korrespondent in Ostberlin, verheddert sich („Meine Stasi“, 23 Uhr, NDR)
Der Film kommt wie gerufen: Schließlich wird wegen der Stasi-Fälle bei der Berliner Zeitung derzeit noch mal die Rolle der DDR-Staatssicherheit mit Blick auf die Medien diskutiert. Hans-Jürgen Börner, von 1986 bis 1989 fest akkreditierter, also ständig anwesender ARD-Korrespondent in Ostberlin, hat hautnah erlebt, wie selbst in eher unbedeutenden Fällen alle Hebel der Staatsmacht gegen ihn und sein Team in Bewegung gesetzt wurden.
Rund 1.800 Seiten umfassen seine Stasi-Akten, dabei ist der Großteil der Berliner Bestände wohl vernichtet. Doch es gibt genügend Material aus den Bezirken der DDR, das Börner jetzt mit den ARD-Beiträgen von vor rund 20 Jahren verschränkt: die extra von der Stasi abgestellte Badende in der Wanne im volkseigenen Kurort Bad Elster. Die hinter jeder Formulierung politisch Subversives vermutende Meissener-Porzellan-Sprecherin, die als IM Berichte darüber schrieb, der ARD-Mann sei auf dem Farbvergleich blau-rot herumgeritten. Oder der Leiter der Palucca-Hochschule Dresden, der IM wurde, „um die Palucca zu schützen“ und zu verhindern, dass es die greise Tänzerin gen BRD zog.
Eher kurz kommen dafür die wohl heftigsten Auseinandersetzungen mit der Stasi rund um die Luxemburg-Liebknecht-Demonstrationen 1988, als Oppositionelle erstmals mit eigenen Plakaten ihr eigenes Ding zu machen versuchten. Der Liedermacher Stefan Krawczyk und seine Frau Freya Klier wurden damals zu Symbolfiguren, die ARD-Beiträge gingen um die Welt.
Börners Film ist spannend, bleibt aber auch da, wo es ihn ganz persönlich betrifft – seine Cousine wurde vom eigenen Mann bespitzelt – zu sehr an der Oberfläche. Denn Börner will zu viel in den knappen 45 Minuten, in denen er selbst reichlich im Bild zu sehen ist: Viele Fälle unterbringen, Zusammenhänge aufzeigen, ehemalige IMs in ihrem heutigen Leben mit ihrer Vergangenheit konfrontieren. All dies kommentiert in Börners gern mal schnodderig-knappem Ton.
So gerät leider ein wenig die Verhältnismäßigkeit durcheinander. Zumal Börner auch noch die aktuelle Kontroverse um Gregor Gysis Stasikontakte in den Film einbezieht. Dass der ehemalige Stasihauptmann Manfred Mohr, bei der „Firma“ für westliche Feindmedien zuständig, heute als freier Mitarbeiter Sportberichte für die Lokalausgabe Zossen der Märkischen Allgemeinen schreibt, ist dagegen so spannend, dass der Fall schon vorige Woche in „Zapp“ zu sehen war. STEFFEN GRIMBERG