: berliner szenen OHNE SCHEIN
Der Umzug
Heute ist Umzug. Und ich fahre die Robbe. Weil R. mich gefragt hat. Weil ich die Klappe nicht halten konnte und allen erzählen musste, dass ich vor Jahren den Lkw-Führerschein gemacht habe. Vor Jahren! Und dazu noch im idyllischen, verkehrsarmen Odenwald.
Und auch nur, weil ich dank der EU-Führerscheinregelung von 1999 sonst das familieninterne Wohnmobil nicht hätte fahren dürfen. Also saß ich damals in der Fahrschule als einzige Frau unter zukünftigen Fernfahrern und erfuhr, dass Auspufffilter wie Muschis aussehen. Klischee, aber wahr. Es waren lange Abende. Und jetzt also die Robbe. Die Rollenverteilung bei Umzügen ist ja immer sehr klar: Da gibt es den räumlichen Denker, der auf der Ladefläche steht und Matratzen wendet. Außerdem das Organisationstalent, das Kommandos gibt, nach denen eine Kette gebildet wird. Dann den Protagonisten, in diesem Fall R., der meist diverse Schlüsselbunde mit sich herumträgt. Außerdem natürlich die Schlepper und die Zuspätkommer mit BVG-Ausrede auf den Lippen. Letztere erkennt man auch daran, dass sie auf der Einweihungsparty fehlen. Ich habe heute die Rolle des Fahrers.
Nur leider finde ich beim Autoverleih meinen Führerschein nicht. R. wird nervös, denn er will heute umziehen. R. hat das Auto bezahlt, und R. hat den Nachmieter im Nacken. Vor allem hat R. nie seinen Führerschein gemacht. R. kann nicht einspringen. Hektisch durchwühle ich mein Portemonnaie. Dass ich auch meine Kreditkarte nicht finden kann, ist R. egal. Er muss telefonieren. Irgendwann erreicht er M., und das ist die Rettung. M. kommt und hat seinen Führerschein dabei. Zur Einweihungsparty werde ich eine Torte backen. LENA HACH