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Archiv-Artikel

HSV Tabellenführer

Nach einem 0 : 2-Rückstand gewinnt der HSV 3 : 2 gegen Bayer Leverkusen. Zum ersten Mal seit neun Jahren setzt sich der Verein an die Spitze der Bundesliga – trotz großer Probleme in der Defensive

VON ROGER REPPLINGER

Wir sehen keine Werkbank, wenn wir auf den Rasen der HSH Nordbank-Arena schauen. Die Spieler des Hamburger SV tragen keinen Blaumann und ihr Trainer Martin Jol hat kein Schildchen an der Brust, auf dem „Meister Jol“ steht. Und doch sehen alle, die in diesen Tagen Zeugen eines HSV-Spiels werden, in eine Werkstatt, und das, was dort gebaut werden soll, ist nur in viel versprechenden Umrissen erkennen.

Immerhin: Am Samstag gewannen die Hamburger 3 : 2 gegen Bayer Leverkusen. Nun ist der HSV Tabellenführer, zum ersten Mal seit neun Jahren. Trainer Martin Jol freute sich über „die Punkte, die uns keiner mehr wegnimmt“. Er rechnet mit „55 bis 60 Punkten“, um an einem der europäischen Wettbewerbe teilnehmen zu können.

Gegen Leverkusen geriet der HSV zum dritten Mal in dieser Saison mit 0 : 2 in Rückstand. Ein Fehlpass des Mittelfeldspielers Nigel de Jong, und Leverkusens Tranquillo Barnetta machte in der vierten Minute das 0 : 1. Als de Jong Leverkusens Patrick Helmes laufen ließ, fiel in der 24. Minute das 0 : 2. „Seit Anfang der Saison kriegen wir Tore nach solchen individuellen Fehlern, mal im Mittelfeld, mal in der Abwehr“, sagte Mittelfeldspieler Guy Demel, der zusammen mit Atouba stärkster HSV-Spieler war.

Für Demel war entscheidend, „dass die Mannschaft nach dem Rückstand Charakter gezeigt hat“. Allmählich befreite sich der HSV vom Druck. HSV-Stürmer Ivica Olić hatte in der 31. Minute eine erste Chance. Sechs Minuten später verwandelte Paolo Guerrero einen von Piotr Trochowski getretenen Freistoß per Kopf zum Anschluss.

In der 41. flog Bayers Innenverteidiger Manuel Friedrich vom Platz. Das erregte die Bayer-Gemüter. Sportdirektor Rudi Völlers Haare wirkten noch grauer als sonst, weil er einen so roten Kopf bekam. Er schimpfte Schiedsrichter Helmut Fleischer einen „typischen Heimschiedsrichter“. Nationalspieler Friedrich war bereit, die zweite gelbe Karte zu akzeptieren, nannte die erste aber „einen Witz“. Leverkusens Trainer Bruno Labbadia bedauerte, „dass dieses Spiel durch eine Hinausstellung entschieden wurde“.

Bayer stellte um: Für Friedrich rückte Henrique in die Innenverteidigung, Mittelfeldspieler Vidal spielte für Henrique rechter Außenverteidiger. Doch in der zweiten Halbzeit ließ sich der HSV nicht mehr durch das Forechecking von Leverkusen aus der Ruhe bringen. De Jong und David Jarolím gewannen im Mittelfeld mehr Zweikämpfe und der zuverlässige Olić machte in der 51. Minute den Ausgleich. Jol brachte Mladen Petrić für Olić, der HSV erhöhte den Druck. Nach einer Ecke in der 72. Minute kam Piotr Trochowski an den Ball, er schoss und Petrić beförderte das Leder ins Leverkusener Tor.

Jol wies auf das Ungewöhnliche seiner Mannschaft hin: „Solche Tore wie das erste, mit de Jong, das bekommt man normalerweise nicht.“ So ist das in einer Werkstatt, in der die Menschen nicht an einem Werkstück, sondern an sich selbst arbeiten.

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