Animierende Boy-Group

Fünf Absolventen der Hochschule für Künste machen als „Soulcage Department“ Trickfilme auf internationalem Niveau

Ein wenig sieht er aus wie Woody Allen mit Bauchansatz, und seine Schöpfer waren auch so ehrlich, ihn Alan Wood zu nennen. Da sitzt dieser komische Intellektuelle also vor seinem Psychiater in der Praxis, durch die Fenster sieht man die Skyline von New York, und er erzählt eine völlig durchgeknallte Geschichte.

Komisch sind seine nervösen Ticks, seine ganze Körpersprache. Alan Wood ist eine Computeranimation – das bisher gelungenste und ehrgeizigste Projekt des „Soulcage Department“. Die jungen Bremer Designer Michael Meyer, Elmar Keweloh und Joachim Bub entwarfen ihn für den fünfminütigen Trickfilm „Stadt in Angst“. Seine schöne Pointe ist, dass alle animierten Figuren eine absurde Collage von Originaltönen aus der ZDF-Fernsehgerichtsserie „Streit um Drei“ von sich geben. Wirklich beeindruckend aber ist das Niveau der 3-D-Animation. Die Requisiten und Figuren wirken plastisch, Schatten sowie Spiegelungen unterstützen die Illusion.

Bis vor kurzem konnten so etwas nur große Hollywood-Studios. Inzwischen jedoch sind Hard- und Software selbst für Designstudenten erschwinglich: Ihre Arbeit ist erstaunlich nah etwa an dem, wasJohn Lasseter („Toy Story“) für seine Pixar-Studios macht.

Meyer, Keweloh und Bub haben an der Bremer Kunsthochschule bei Professor Bernd Bexte studiert. In dessen Cartoongruppe entwickelten sie sich von Comicfans zu Hightech-Trickfilmern. Das sind sie inzwischen hauptberuflich, dürfen aber immer noch einen Raum unterm Dach der Hochschule benutzen. Dazu gestoßen sind kürzlich die Studenten Wilhelm Landt und Martin Ernsting.

Bei aller Technik beginnen die Projekte vom „Soulcage Department“ immer noch mit ganz traditionellen Zeichenstrichen: Zuerst sind da die Figurenentwürfe, dann entstehen detaillierte Storyboards . Auch die erste Auszeichnung bekam das „Soulcage Department“ für etwas so altmodisches wie ein Plakat: Anlässlich einer Ausstellung mit Entwürfen des James-Bond-Filmausstatters Ken Adam klebten sie dessen Porträtfoto auf die Silhouette von Sean Connery. Der Entwurf wurde prämiert. Ken Adam hat das „Soulcage Department“ inzwischen sozusagen adoptiert. Er lobt ihre Arbeit in den höchsten Tönen. Ihr Geld verdient die Firma mit Trickfilmen für Messepräsentationen und Werbeclips. Aber die grössten Hoffnungen legt die Gruppe in eine Weiterentwicklung von „Stadt in Angst“. Der Kurzfilm hat zahlreiche Preise und eine Einladung zur Animamundi in Brasilien kassiert. Auch auf der Bremer „profile intermedia 5“ stellten sie ihn vor –und bekamen Fördergelder vom hiesigen Filmbüro. Nun scheint sich „Soulcage“ auf einen Wendepunkt hin zu bewegen: Ein paar witzige Ideen und gute Animationen reichen für den geplanten längeren Film nicht aus.

Noch fehlt allerdings ein Drehbuch mit stimmiger Dramaturgie. Danach wird zur Zeit eifrig gesucht. Wenn es diese Hürde meistert, kann das „Soulcage Department“ ganz groß heraus kommen.

Wilfried Hippen