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Archiv-Artikel

Gut Wetter für den Minister

Regierung und MPCI-Rebellen in der Elfenbeinküste versprechen Frankreichs Außenminister eine neue Waffenruhe, Söldnerabzug und Friedensgespräche. Aber im Westen des Landes wird gekämpft

von DOMINIC JOHNSON

Wenn Worte den Krieg in der Elfenbeinküste beenden könnten, wäre er jetzt vorbei. Präsident und Rebellen des Landes haben dem französischen Außenminister Dominique de Villepin bei dessen Blitzbesuch alles gesagt, was er hören wollte. Staatschef Laurent Gbagbo versprach ihm in Abidjan eine Einhaltung des Waffenstillstands, den Rausschmiss ausländischer Söldner aus seiner Armee, die Bildung einer neuen Regierung der Nationalen Einheit und die Teilnahme an neuen Friedensgesprächen. Die Rebellenbewegung MPCI (Patriotische Bewegung der Elfenbeinküste), deren Führung am Samstag de Villepin in ihrer Hochburg Bouaké traf, gab ihre bisherige Forderung nach Abzug der französischen Eingreiftruppe auf und sagte ebenfalls die Respektierung der Waffenruhe und die Teilnahme an Gesprächen zu.

„Laurent Gbagbo streckt die Waffen“, schrieb dazu wenig begeistert am Samstag in Abidjan die Tageszeitung Fraternité Matin. Die Gespräche in Paris sollen am 15. Januar beginnen und am 26. oder 27. Januar mit einem Friedensvertrag und einem feierlichen Staatengipfel enden, so jedenfalls die Hoffnung des Gastgebers Frankreichs.

Ob das mehr ist als ein Wunschtraum, wird sich in den kommenden Tagen beweisen müssen. „Wir werden in eine Phase eintreten, wo wir einen umfassenden Waffenstillstand respektieren werden“, hatte Staatschef Gbagbo am Freitagabend gesagt. „Wir werden uns jedes kriegerischen Aktes enthalten.“ Gestern bestätigte Verteidigungsminister Kadet Bertin, er habe seinen Truppen „strikte Anweisungen“ zur „unverzüglichen“ Einhaltung der Waffenruhe erteilt.

Weiter hatte Gbagbo gesagt, die letzten „Söldner in unseren Reihen“ – es handelt sich um ungefähr 200 Südafrikaner und Osteuropäer – würden die Elfenbeinküste am Samstag verlassen. Bis gestern gab es allerdings keine Bestätigung dafür. Es waren nach Berichten französischer Medien Söldner, die in jüngster Zeit zwei Luftangriffe mit Kampfhubschraubern des Typs MI-24 auf Dörfer im Gebiet der MPCI-Rebellen mit insgesamt 24 Toten flogen – der Auslöser für Kriegsdrohungen der MPCI und für die Blitzreise des französischen Außenministers. „Entweder Frankreich verhindert die mörderischen Angriffe der MI-24 oder es zieht ab und überlässt die Kriegsparteien ihrem Schicksal“, hatte MPCI-Generalsekretär Guillaume Soro der Samstagsausgabe der französischen Zeitung Libération gesagt und behauptet: „Wenn die Franzosen abziehen, wird es keine Kämpfe geben, weil die regulären ivorischen Streitkräfte bereit stehen, sich uns anzuschließen.“

Vor der logischen Folgerung aus dieser Aussage – nämlich, dass ein Verbleib der Franzosen Krieg bedeutet – schreckte Soro bei seinem Treffen mit de Villepin zwar zurück. Aber wenn die Rebellen überzeugt sind, dass ohne Söldner ab jetzt nur noch Frankreichs Armee den militärischen Zusammenbruch der Gbagbo-Regierung verhindert, können sie die Drohung mit der eigenen Überlegenheit als Druckmittel bei Friedensgesprächen einsetzen.

Noch ein weiteres Druckmittel gibt es gegen Gbagbo: die nicht zur MPCI gehörenden Rebellen im Westen des Landes, die derzeit erhebliche Geländegewinne erzielen. Nach ihrer Einnahme des Ortes Neka an der Grenze zu Liberia vergangene Woche rückten die Rebellen der MPIGO (Ivorische Volksbewegung des Großen Westens) am Wochenende nach eigenen Angaben auf die Stadt Guiglo vor.

Sollten die MPIGO-Kämpfer weiter vorstoßen, würden sie bald auf Straßensperren von Jugendmilizen radikaler Gbagbo-Anhänger treffen. Diese Fraktion lehnt nach wie vor jede Konzession an die Rebellen und auch an Frankreich ab. Sie begrüßte de Villepin am Freitag in Abidjan mit einer feindseligen Demonstration vor dem Präsidentenpalast. Wenn Gbagbo seine Zusagen einhält, könnte die Feindseligkeit der Jugendmilizen sich auch gegen ihn richten.