piwik no script img

Archiv-Artikel

Ganz schön hurtig

Die Vaganten prügeln ihren ganzen Shakespeare in neunzig Minuten durch

„Shakespeares sämtliche Werke“ heute um 20 Uhr in der Vaganten Bühne, Kantstraße 12a

Auf geht’s: „Sein oder nicht sein? Das ist hier die Frage … Ob’s edler im Gemüt, die Pfeil’ und Schleudern des wütenden Geschicks zu erdulden, oder – sich waffnend gegen eine See von Plagen – durch Widerstand zu enden? Sterben – schlafen – nichts weiter. Und zu wissen, dass ein Schlaf das Herzweh und die tausend Stöße endet, die unsers Fleisches Erbteil … Das ist ein Ziel, aufs innigste zu wünschen! Sterben, schlafen. Schlafen, vielleicht auch träumen: ja, da liegt’s. Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen, wenn unsern sterblich Teil wir abgeschüttelt, das zwingt uns stillzustehn …“ Gut so. Stopp! Ist ja schon alles schön gesagt. Aber halt auch ein wenig umständlich. Könnte man fast selber schlafen bei. Wer hat denn heute noch Zeit für retardierende Momente. Das geht schneller, Hamlet, verdichteter: „Sein oder nicht sein? Sterben. Schlafen.“ Das reicht doch schon. Und weiter. Sind schließlich noch viele Becher zu leeren, Massen an Messer zu stecken und dann all die Leichen wegzuräumen, die Shakespeare in seiner Karriere zusammengeschrieben hat. Diese gesellige Belegschaft aus Vatermördern, irren Königen und Liebesleidverwirrten, die die Vaganten Bühne in ihrem Klassiker „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ auf die Bretter wuchtet, der so lang für ein Powerplay sorgt, wie ein anständiges Fußballspiel dauert. Neunzig Minuten Shakespeare in der Digest-Ausgabe. Kalorienverdichtet. Nur Brüller, no Filler.