: Gemeinsam statt getrennt
betr.: „In dubio Pro Reli. In Berlin streitet die Bürgerinitiative Pro Reli für einen regulären Religionsunterricht“, taz vom 12. 9. 08
Hat das Herr Robin Mishra beim Rheinischen Merkur gelernt? Am elegantesten bekämpft jemand konträre Meinungen anderer, indem er deren Argumente selbst definiert, egal ob sie je so formuliert worden sind oder nicht! Niemand von der Initiative Pro Ethik hat den Religionsunterricht je als „rückständig“ bezeichnet. Die Behauptung von kirchlichen Gegnern des Faches Ethik, der Staat hätte keine Kompetenz beim Werteunterricht, das müsse man den Bekenntnisgemeinschaften überlassen, wurde übrigens vor den Toren des Bundesverfassungsgerichtes bereits zerkrümelt.
Besonders abenteuerlich ist aber das Argument des Autors, die Inhalte von Ethik wären ein „aus Kant, Karl Marx, Dalai Lama und Jesus Christus“ zusammengebrautes, reines Gedankenkonstrukt. Da hätte ein Blick auf den öffentlich im Netz stehenden Rahmenlehrplan dieses Faches sicher zur Wahrheit verholfen. Zudem wäre etwas mehr Allgemeinbildung des Autors wünschenswert, dann wüsste er, dass die Grundlagen der Ethik 500 Jahre vor Christus in der Antike geschaffen wurden.
Die Behauptung, die Initiative Pro Ethik weise gern darauf hin, „dass der konfessionelle Religionsunterricht nicht in eine säkulare Stadt passe“ ist eine glatte Lüge und reine Erfindung des Autors. Im Gegenteil, in allen unseren Verlautbarungen wird das Fortbestehen des bisherigen Religionsunterrichts gefordert und die tatsächliche Freiheit betont, beides zu wählen, den obligatorischen Ethikunterricht und das freiwillige Religions- bzw. Weltanschauungsfach. Pro Reli will die Schüler dagegen zur einschränkenden Abwahl eines der beiden (dann) Pflichtangebote zwingen. Bei Pro Ethik arbeiten in den großen Kirchen engagierte Theologen als eine christliche Gruppe mit, wie die taz berichtete, und persönlich habe ich als bekennender Buddhist vor einigen Jahren erfolgreich an der Einführung des buddhistischen Religionsunterrichtes in Berlin mitgearbeitet. So viel zu unserer Religionsfeindlichkeit.
Niemand bezweifelt außerdem, dass viel zu wenige Schüler Wissen über das Christentum haben, sowohl im Ostteil der Stadt als auch unter vielen Migranten. Das greift der Ethikrahmenlehrplan auf und das Schulgesetz empfiehlt sogar Kooperationen mit den Religionsgemeinschaften bei Einzelthemen, allerdings nicht dauerhaft und nur mit einer einzigen Gruppierung. Nach den Vorstellungen von Pro Reli würden aber an vielen Schulen in Kreuzberg oder Neukölln mit über 90 Prozent Muslimen diese nur islamischen Religionsunterricht wählen und sicher gar nichts vom Christentum hören, weil es für sie dann keinen Ethikunterricht mehr gäbe. Deshalb fordern wir: „Gemeinsam statt getrennt. Pro Ethik gegen Parallelgesellschaften!“ GERHARD WEIL, Sprecher der Initiative Pro Ethik