: Giftige Babyflaschen
Experten halten die Grenzwerte für Bisphenol A, das in Plastikbehältern zu finden ist, für viel zu hoch
BERLIN afp ■ Umweltschützer fordern ein Verbot von Babyflaschen aus Polycarbonat. Anlass sind Warnungen des Umweltbundesamtes (Uba) vor möglichen Gesundheitsschäden durch den Polycarbonat-Grundstoff Bisphenol A.
Nach Angaben der Experten des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kann Bisphenol A bei Föten, Säuglingen und Kleinkindern Schäden bei der Gehirnentwicklung verursachen. Bei Erwachsenen belegen neueste Studien demnach einen Zusammenhang von erhöhten Bisphenol-A-Werten im Blut mit Leberschäden, Diabetes und Herzkrankheiten. Bei mehr als 90 Prozent der Bevölkerung sei Bisphenol A bereits im Körper nachweisbar.
Das ARD-Magazin „Report München“ hatte den Uba-Wissenschaftler Andreas Gries mit der Einschätzung zitiert, der EU-Grenzwert für Bisphenol A von täglich 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht sei zu hoch. Aktuelle Untersuchungen an Affen hätten gezeigt, dass deren geistige Entwicklung schon durch sehr geringe Dosen Bisphenol A geschädigt werde: „Das ist die erste Studie an Primaten, die zeigt, dass wir auch bei sehr niedrigen Dosen Wirkungen haben auf die Entwicklung des Gehirns“, sagte Gries.
Der BUND-Chemieexperte Heribert Wefers nannte es „nicht hinnehmbar, dass die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit die vorliegenden Untersuchungen über die Gefährlichkeit von Bisphenol A weiter ignoriert“. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung müsse „endlich handeln und ein Verbot von Polycarbonat in Babyfläschchen auf den Weg bringen“. Die deutschen Behörden müssten außerdem dafür sorgen, dass Bisphenol A auf die Liste der von der EU-Chemikalienverordnung REACH als besonders besorgniserregend eingestuften Substanzen gesetzt werde.
Bisphenol A wird laut BUND außer bei der Herstellung von Babyfläschchen unter anderem in Beschichtungen von Konserven- und Getränkedosen sowie in Plastikbehältern für Lebensmittel eingesetzt. Die Chemieunternehmen Bayer und Dow Chemical vermarkten demnach in Deutschland jährlich rund 400.000 Tonnen des Stoffes. In Kanada sind Babyflaschen aus Polycarbonat bereits verboten. Auch der US-Handelsriese Walmart hat angekündigt, sie aus dem Sortiment zu verbannen. „Die Handelsketten in Deutschland müssen dem umgehend folgen, das sind sie der Gesundheit der Kinder schuldig“, forderte Wefers.