: Ein Liberaler vom alten Schlag
Der Ex-FDP-Vorsitzende und Immobilien-Händler Robert Vogel ist gestorben. Trotz seines Milliardenvermögens war er kein klassischer hanseatischer Pfeffersack, sondern selbstkritisch und Sympathisant der Hafenstraße. Ein Nachruf
Robert Vogel ist gestorben. Der ehemalige FDP-Vorsitzende starb im Alter von 89 Jahren an Herzversagen. Obwohl der Immobilienhändler zu den Elbe-Milliardären gehörte, verhielt er sich nie wie die klassischen „hanseatischen Pfeffersäcke“. Vogel war vielmehr ein Feingeist und Querdenker, war weltoffen und sozial engagiert, forderte für seinesgleichen sogar eine „Luxussteuer“, und gehörte bis zuletzt dem nur noch mickrigen Bürgerrechtsflügel der Liberalen an.
Schon während der Nazizeit rebellierte Vogel und schloss sich dem Club der Swing-Tänzer an. 1951 gründete er ein Wohnungsunternehmen, aus dem später das „Robert Vogel GmbH & Co KG“-Imperium hervorgehen sollte. Dennoch blieb Vogel auf dem Boden. Gigantische Betonburgen waren nie seine Sache, aber manche seiner Immobilien wie der Gruner + Jahr-„Affenfelsen“ an der Alster und die IBM- und Spiegel-Hochhäuser an der Ost-West-Straße sowie Dockland an der Elbe blieben gewöhnungsbedürftig.
1963 war Vogel in die FDP eingetreten, die sich damals noch vor allem als Bürgerrechtspartei verstand. Als die Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat Bankrott anmeldete, übernahm Vogel große Teile der Wohnungen. Auch wenn er keine Spottmieten garantieren konnte, zeigte er sich gegenüber den neuen Mietern fair. In der sozial-liberalen Koalition 1987 – 88 waren Vogel – der mehr im Hintergrund die Fäden spannte – und der FDP-Vize-Bürgermeister Ingo von Münch die treibenden Kräfte, um die Betonköpfe in der SPD zu stoppen, die die Hafenstraßenhäuser immer noch militärisch plattmachen wollten.
Selbst als 1994 der Senat unter Führung von Henning Voscherau die Klagen gegen das „Filetstück-Grundstück“ Hafenstraße wegen angeblicher Vertragsbrüche gewonnen hatte, plädierte Vogel im taz-Kommentar „Räumung, Recht und Rache“ für den Erhalt der Häuserzeile. „Die Pläne der Stadt sind teurer und städteplanerisch schlechter als die Vorschläge, die von der Hafenstraße zur Sanierung der Häuser und Schließung der Baulücken am Hafenrand vorliegen“, schrieb Vogel.
In den letzten Jahren lebte Vogel zurückgezogen an der Alster. Mit 82 Jahren heiratete er die 48-jährige Ghanaerin Naomi, die den mittlerweile an den Rollstuhl Gefesselten fortan pflegte, und adoptierte ihren heute elfjährigen Sohn. Beiden gelten getreu Vogels Lebensstil als finanziell abgesichert. KAI VON APPEN