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Archiv-Artikel

berliner szenen Teurer wohnen

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Wohnungssuche in Berlin. Preislimit ist ausdiskutiert, drei sanierte Zimmer unter 800 warm sind kaum mehr zu haben, ohne Balkon geht nichts, Prenzlauer Berg sollte es auch sein. Internetadressen, Anzeigen in den Tageszeitungen gecheckt, angerufen, sortiert, Rennstrecken entworfen, es kann losgehen.

Schon seltsam, wie sich die Horden der Interessenten verändert haben, mit denen man jetzt gemeinsam von Wohnung zu Wohnung zieht. Vor fünf Jahren, beim letzten Umzug, als man noch mehr als vier Zimmer unter 1.000 Mark suchte, als man jede Bruchbude genommen hätte, gern auch mit Ofen, da waren viele gemischte Gruppen unterwegs, zwei Jungs mit einem Mädchen, zwei Frauen und ein Mann, zukünftige WGs, Personen, die Pioniergeist verströmten, mit denen man sich anfreunden konnte. Und heute? Nur Pärchen, schicke, saturierte Leute um die dreißig, selten mit Kindern. Auch hier nach der dritten Wohnung Wiedererkennungslächeln, aber eher müde, so als wolle man sich sagen: Dielen selbst abschleifen? Tapezieren? Wann denn auch das noch? Von wegen neue Armut: Wie sollen sich die Vermieter hier entscheiden? Nach Einkommen etwa? Das wird sich nicht groß unterscheiden, jedenfalls nicht, wenn man danach geht, wie die Leute angezogen sind.

Sind das dieselben Menschen wie vor fünf Jahren, die jetzt wie wir trotz Wirtschaftsflaute ihre WGs verlassen und damit das provisorische Wohnen aufgeben? Wie ist es den Dreißigjährigen ergangen, die vor fünf Jahren teure Wohnungen suchten wie wir jetzt? Gab es damals schon teure Wohnungen? Und wo sind die aufgekratzten Zwanzigjährigen hin, schauen sie immer noch die billigen Wohnungen an? Gibt es überhaupt noch billige Wohnungen? SUSANNE MESSMER