: Metaller für Mief
Gewerkschaftschef meutert mit Autolobbyisten gegen Klimaschutz. Umweltbundesamt: Das gefährdet Jobs
BERLIN taz ■ Die IG Metall protestiert gegen Klimaschutz, und zwar zusammen mit Autokonzernen. IG-Metall-Chef Berthold Huber und Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie, haben an die Mitglieder des Europäischen Parlaments geschrieben. In ihrem dreiseitigen Brief – er liegt der taz vor – warnen sie, die „Prosperität unserer Unternehmen und damit Arbeitsplätze“ zu gefährden.
Die EU-Kommission plant Strafen für Autokonzerne, die den Schadstoffausstoß nicht stark genug mindern. „Inakzeptabel“ finden das Huber und Wissmann – und sorgen für Befremden. So sagte der Vizechef des Umweltbundesamtes, Thomas Holzmann, der taz: „Die Grenzwerte sind ambitioniert, aber die Technik ist da.“ Spritschlucker würden wegen der hohen Tankkosten „ohnehin zu Ladenhütern“. Darum meint Holzmann: „Wer als Hersteller weiter auf solche Fahrzeuge setzt, gefährdet Arbeitsplätze.“
Außerdem sei der Umstieg zu schaffen: Um die geplanten CO2-Grenzwerte der EU einzuhalten, müssten Autos im Schnitt um 20 Prozent effizienter werden. Die Herstellung eines Benziners werde bis zu 330 Euro teurer, die eines Dieselautos bis zu 900 Euro.
Ver.di und die Gewerkschaft Bauen Agrar Umwelt wollten den IG-Metall-Vorstoß gestern nicht direkt kommentieren. Beate Müller-Gemmeke meinte, es sei ein „Fehler“ der IG Metall, sich von „wenig innovationsfreudigen Chefs der Autokonzerne vereinnahmen zu lassen“. Müller-Gemmeke gehört zur Gruppe Gewerkschaftsgrün, einem Zusammenschluss grüner Politiker und Gewerkschafter. Morgen gibt der Umweltausschuss im EU-Parlament ein Votum ab. HG