OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Da kann man nur hoffen, dass es nicht wieder so weit kommt: In „Kuhle Wampe“, 1929 inszeniert von Slatan Dudow, begeht ein von der erfolglosen Jobsuche aufgeriebener junger Arbeitsloser, der sich zudem die blöden Sprüche seiner Eltern anhören muss („Wer tüchtig ist, kommt immer weiter“), gleich zu Beginn Selbstmord. Doch das, so zeigen uns Dudow und sein Drehbuchautor Bert Brecht in diesem Einblick in die düstere Zeit der Weltwirtschaftskrise, ist natürlich nicht die Lösung. Die liegt vielmehr in der Solidarität der Arbeiterklasse und einem neuen Selbstbewusstsein, das die patente Schwester (Hertha Thiele) des Toten verkörpert. Jene meistert ihre Lebenskrisen recht energisch, indem sie ihre spießigen Eltern ebenso hinter sich lässt wie ihren dämlichen Freund, der sie ungewollt geschwängert hat. In der Gemeinschaft mit einer netten Arbeitskollegin und den Freunden vom Arbeitersportverein sieht die Welt gleich ganz anders aus.

Dem Optimismus in schweren Zeiten, den Dudow und Brecht in ihrem Film verbreiten, mag sich Luis Buñuel in seinem Dschungelabenteuerdrama „La mort en ce jardin“ (Der Tod in diesem Garten) aus dem Jahr 1956 nicht anschließen. Seine Figuren sind fast durchweg Opportunisten und Zyniker, die sich nach der Rebellion in einer Bergarbeiterstadt eines quasifaschistischen südamerikanischen Bananenstaates auf die Flucht durch den Urwald begeben müssen. Da gibt es einen mit allen Wassern gewaschenen Abenteurer (Georges Marchal), eine gierige Prostituierte (Simone Signoret), einen scheinheiligen Priester (Michel Piccoli) sowie einen alternden Diamantenschürfer (Charles Vanel) und seine taubstumme Tochter (Michèle Girardon): Menschen, die größtenteils in spießiger Bürgerlichkeit verhaftete Wünsche und Moralvorstellungen haben, die sie gleichwohl rücksichtslos in die Tat umzusetzen versuchen. Die Moral des Films ist absolut typisch für Buñuel, das Ende konsequent pessimistisch: Je weiter sich die Protagonisten im Dschungel nämlich von der korrupten bürgerlicher Ordnung entfernen, umso menschlicher, sanftmütiger und praktisch denkender werden sie zunächst. Als sie aber auf ein zerschelltes Flugzeug stoßen und die Zivilisation damit wieder in greifbare Nähe rückt, kehren ihre alten Verhaltensmuster wieder zurück. Damit ist ihr Untergang besiegelt, überleben werden nur der illusionsarme Abenteurer und die unschuldige junge Frau.

Einen Kinderfilm mit einem gewissen altmodischen Charme schuf Regisseur Stefan Lukschy 2001 mit „Pinky und der Millionenmops“. Darin geht der elfjährige Freizeitdetektiv Pinky (Jaime Krsto) im Auftrag eines recht verschrobenen Unternehmers (Hans Clarin) einem Kaufhauseinbruch nach und findet außerdem heraus, weshalb auch der geliebte Mops des exzentrischen Millionärs abhanden gekommen ist. Nebengeschichten um Waisenkinder, herzlich liebe Pflegeeltern und einen kuriosen Erfinder verdeutlichen, dass hier nicht gerade ein getreues Abbild der Wirklichkeit zum Tragen kommt, doch gerade das macht den Spaß aus.

LARS PENNING

„Kuhle Wampe“ 27./28. 9. im Lichtblick-Kino

„Der Tod in diesem Garten“ (OmU) 28. 9. im Arsenal 1

„Pinky und der Millionenmops“ 25. 9.–1. 10. Neue Kant Kinos 2