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Archiv-Artikel

Jedem sein Westerstede

taz-Redakteur Kolja Mensing geht auf Lesereise, erklärt die Provinz und fragt: „Wie komme ich hier raus?“

Westerstede ist Provinz. Liegt in Niedersachsen, bei Oldenburg. Hat drei Sporthallen, einen Jeans-Shop und eine Pizzeria. Westerstede ist Kolja Mensings Provinz. Er hat dort – keine wilde Jugend erlebt. Er studierte in Oldenburg und Münster, zog nach Berlin und ist seit 1999 taz-Kulturredakteur – doch die Provinz wurde er nicht los.

„Wie komme ich hier raus? Aufwachsen in der Provinz“, heißt sein erstes Buch. Klar, dass er da an Westerstede nicht vorbeikam. Und dort aus eben seinem Buch vorlas. „Ich wurde vorher fast ohnmächtig“, gestand Mensing. Aber nur fast. Sonst wären die 150 Zuhörer nicht in den Genuss gekommen, Mensings Provinz-Theorie zu hören. „Die Westerstedener dachten natürlich alle“, schmunzelt Mensing, „dass ich über Westerstede schreibe.“

Aber Provinz ist heute, so Mensings These, nicht mehr gebunden an einzelne Ort wie Westerstede, Elsterwerda oder Mühlacker. Neubausiedlungen, Multiplexe und Fußgängerzonen gibt es überall, und auch dort, wo früher einmal Stadt war, sieht es heute aus wie in der Provinz: Unsere Herkunft holt uns ein. Selbst wenn man, wie der Autor, in die Metropole Berlin gezogen ist, gilt: Die Provinz bleibt immer der Hintergrund, vor dem jeder sein weiteres Leben entwirft: „Wie komme ich hier raus?“ Diese Frage stellt man sich im Zweifelsfall auch in Berlin, Hamburg, Köln und Bonn – den Stationen von Mensings Lesereise.

Präsentiert wird Mensings Lesereise von der taz, „Mini“ sowie Kiepenhauer & Witsch (Termine siehe unten).

Eine Zeitung, ein Buchverlag und ein Automarke – wie passt das zusammen? Mensing ist taz-Redakteur, sein Buch wurde bei Kiepenhauer & Witsch verlegt. Und die BMW-Tochter? „Mini fühlt sich in diesem literarischen Umfeld wohl, denn Literatur bündelt die wichtigsten Charakterzüge und Werte des Kleinwagens. Sie ist Ausdruck von Persönlichkeit, Individualität und bringt Farbe ins Leben. Literatur weckt Emotionen und setzt Trends. Und sie ist originell“, erklärt Susanne Rohloff, zuständig für das Absatzmanagement, die literarischen Ambitionen des Autohauses. Für die taz wiederum sei die Kooperation „ein Weg, der Flaute beim klassischen Anzeigengeschäft kreativ zu begegnen“, sagt taz-Werbeleiter Willi Vogelpohl. Und Mensing? „Es ist für mich eine klasse Gelegenheit, mit anderen Menschen über das Thema Provinz ins Gespräch zu kommen“, sagt Mensing: „Schließlich hat da jeder seine ganz eigene Theorie – und seine eigene Geschichte.“

Die Termine:

26. Januar – Berlin: Die Neue Aktionsgalerie, Auguststr. 20, 20 Uhr.

29. Januar – Hamburg: Deutsches Schauspielhaus, Café Ellmenreich, Kirchenallee 39, 20 Uhr.

30. Januar – Köln: Subway, Aachener Straße 82–84, 21 Uhr.

31. Januar – Bonn: SGangolf.com, Maximilianstraße 20, 20 Uhr.