: Gabriel schlägt Wulff
Nach einer neuen Forsa-Umfrage ist der Niedersachse außerordentlich beliebt. Gewählt wird er trotzdem nicht
BERLIN taz ■ Dürfte der Niedersachse Sigmar Gabriel bei der Wahl am 2. Februar direkt gegen den Hessen Roland Koch antreten, würde er mit größter Wahrscheinlichkeit gewinnen. Das haben jedenfalls die Meinungsforscher des Berliner Forsa-Instituts herausgefunden. Nach einer gestern veröffentlichten Umfrage können sich 37 Prozent der Deutschen Gabriel sogar als Bundeskanzler vorstellen, während Koch nur auf 25 Prozent kommt.
Doch die Welt ist ungerecht zu Gabriel. Nicht den gefährlichen Hessen Roland Koch schickt die CDU gegen ihn ins Rennen, sondern den harmlosen Niedersachsen Christian Wulff. Und gegen ihn wird der Hannoveraner Ministerpräsident wahrscheinlich verlieren. Das sieht auch das Forsa-Institut nicht anders, das als SPD-nah gilt. Nach der Umfrage rechnen 52 Prozent der Niedersachsen mit einer Schlappe für Gabriel, nur 31 Prozent glauben noch an einen Sieg.
Um sich über die drohende Schlappe hinwegzutrösten, hat Forsa eigens seine neueste Umfragemethode zur Anwendung gebracht. Die Befragten bekamen die Konterfeis von Gabriel und Koch auf den heimischen Bildschirm gespielt. Und siehe da: Eine große Mehrheit fand das Antlitz des fülligen Niedersachsen weit sympathischer als das verkniffene Gesicht des hessischen Amtskollegen.
Auf suggestive Fragen erhielten die Forsa-Forscher prompt die erwünschten Antworten. Gabriels „jugendliches Gesicht“ mit seinen „roten Pausbäckchen“ strahle „Gelassenheit“ aus, befanden die Befragten. Koch brachten sie eher mit den Begriffen „Milchgesicht“ und „schmollende Lippen“ in Verbindung. Der Hesse gilt tendenziell als „unberechenbar“ und „hinterhältig“.
Doch Sympathie allein entscheidet offenbar keine Wahlen, auch nicht in Zeiten der Mediendemokratie. Glaubt man den Forsa-Zahlen, machen die Wähler ihre Entscheidung eher von der Kompetenz als vom Aussehen der Politiker abhängig – ganz wie es das Lehrbuch für Staatsbürgerkunde verlangt. Und bei den inhaltlichen Fragen liegt Koch klar vor Gabriel. Er hat „die besseren Ideen“, trifft „die richtigen Entscheidungen“ und hat überhaupt „mehr für sein Land getan“. Dass Koch bei der Kanzlerfrage sogar in Hessen hinter Gabriel liegt, ist für Forsa-Chef Manfred Güllner nicht unbedingt ein Widerspruch. Womöglich wollten ihn die Wähler einfach nur „als Ministerpräsident behalten“. RALPH BOLLMANN