: Bremen sucht den Senator
Es hätte das Zeug zum Unwort des Jahres für die Grünen: Senatorabel. Sie haben sich die Debatte um die Qualifikationen fürs Regieren von der SPD aufzwingen lassen. Nach der Kandidatenaufstellung stellt sich die Frage lauter denn je: Wer könnte die Grünen in einer rot-grünen Regierung repräsentieren?
Am Samstag wurde deutlich, wer es nicht kann: Klaus Möhle und Karin Mathes, die sich selbst als Anwärter für das Ressort Bau und Umwelt ins Gespräch gebracht hatten, traut – den Wahlergebnissen nach zu urteilen – selbst die eigene Basis keine höheren Aufgaben zu. Damit gibt es für das urgrüne Politikfeld der Stadtenwicklung schonmal keinen Anwärter in der Fraktion. Von außerhalb ist es ebenfalls schwer zu besetzen, erfordert es doch am ehesten solide Lokalkenntnis.
Mögliche Kandidaten saßen am Samstag in der zweiten Reihe: Wohl nicht ganz zufällig betrachteten der Grünen-nahe „Viertelbürgemeister“ Robert Bücking und der eigentlich in Berlin beheimatete Think-Tanker Ralf Fücks das Treiben ausgiebig.
Noch etwas hat die Kandidatenkür deutlich gemacht: Nach dem Rückzug der beiden „Grand Old Men“ Mützelburg und Kuhn fehlt es an einer starken zweiten Reihe. Insbesondere bei den Frauen macht niemand den Arrivierten Konkurrenz. Dass die Landesvorsitzende im Rennen um einen sicheren Listenplatz kneift, lässt schon tief blicken.
So war es die dritte Reihe, die – noch mit einer Portion Respekt – zum Angriff blies. Für die Grünen ermutigend, wie unbefangen aber nicht unbeleckt die Jugend auftrumpfte. Für eine Koalition allerdings könnte auch das eher zum Problem werden.
Jan Kahlcke