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Archiv-Artikel

Medizinerstreik auf Valium

Der erste Streiktag brachte vor allem eins: den Ärzte-Ausstand vom Ärzte-Ausstand

Der erste Tag des Berliner Fachärztestreiks gegen Reformpläne der rot-grünen Bundesregierung verlief am Mittwoch ruhig. Nach Angaben von Ärzten nahmen weit weniger als die angekündigten tausend niedergelassenen Mediziner an dem Ausstand teil. Zuvor hatte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) deutliche Kritik an dem Berliner Protestaufruf geübt.

Helmut Mälzer, Sprecher der Gemeinschaft der fachärztlichen Berufsverbände (GFB), bezeichnete den Tag dennoch als „Erfolg“. Konkrete Zahlen zur Beteiligung konnte er aber nicht nennen. Man habe viele Leute erreicht, sagte er auch in Hinblick auf die Äußerungen Schmidts. Mälzer betonte, an der „milden Form“ des Protests sei „nichts moralisch Verwerfliches“. Die Versorgung sei durchgehend gewährleistet gewesen, die Patienten seien früh genug informiert worden.

Auch Vertreter von Krankenkassen und Politik waren mit dem Verlauf zufrieden. Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) sagte angesichts der geringen Beteiligung: „Offenbar lässt ein großer Teil der Berliner Ärzteschaft seine Patienten nicht vor der Tür stehen und ist weiter zu Beratung und Hilfe bereit.“

Rüdiger Scharf von der Deutschen Angestellten Krankenkasse sagte, er sei „froh“, dass „die befürchteten Massenprobleme“ ausgeblieben seien. Eine eigens eingerichtete Hotline habe bis nachmittags nur ein Anruf eines nicht behandelten Patienten erhalten. Die GFB stecke nun in einer „Zwickmühle“: Gerade die ausbleibenden Probleme verdeutlichten den Fachärzteüberschuss in Berlin. Ähnlich hatte sich zuvor Schmidt geäußert: „Wenn die Grundversorgung gesichert ist, haben wir in Berlin viel zu viele Ärzte. So einfach ist das.“ FABIAN GRABOWSKY