Dafür gibt es keine Entschuldigung

betr.: „Schweigende Mehrheit“, taz vom 20. 1. 03

Dass die Mehrheit zum anstehenden Krieg bisher schweigt, liegt weniger an einer angeblichen „elitären Selbstinszenierung altgedienter Aktivisten“, wie Ralph Bollmann zu wissen meint, als daran, dass anders als in den 80er-Jahren die Kriegsgefahr nicht Mitteleuropa, also „uns“ bedroht, sondern „nur“ den Nahen Osten und dass das Leid der betroffenen Bevölkerung nicht medienwirksam inszeniert wird. Dass die verbale Kriegsgegnerschaft Schröders oder Fischers eine breite Mobilisierung gegen den Krieg bisher verhindert hat, lässt sich schwerlich der Friedensbewegung vorwerfen, sondern ist ein Stück kühl inszenierter Machtpolitik. Dennoch ist schon jetzt unübersehbar, dass sich die Bundesregierung in vielfältiger Weise am anstehenden Mord an wahrscheinlich zehntausenden irakischen ZivilistInnen beteiligen wird – sei es durch die Gewährung von Überflugrechten, durch die als Feuerleitstelle fungierenden Awacs-Flugzeuge oder den Schutz US-amerikanischer Militäreinrichtungen in der Bundesrepublik. George W. Bush kann zufrieden sein.

Es besteht also weiterhin aller Grund, die Politik nicht, wie es Bollmann zu wünschen scheint, den rot-grünen PolitikerInnen zu überlassen, selbst wenn die Erfolgschancen gering sein sollten.

JOHANNES ROHR, Engelskirchen

Nein, das lavierende Verhalten der Regierungen, die zahnlosen Unterschriftsaktionen im Internet, die relative Ferne des Kriegsschauplatzes haben die Menschen eingelullt. Sie rühren sich nicht. Dafür gibt es keine Entschuldigung, und mich stört an Ihrem Artikel, dass Sie meinen, eine gefunden zu haben. Anstatt „altgedienten Aktivisten der Friedensbewegung“ Ihre Erkenntnis unter die Nase zu reiben, sollten Sie lieber nach den wirklichen Gründen der Trägheit und des Wegschauens forschen. Später wird man wieder fragen: […] Warum hat man das geschehen lassen? Wir sind Bushs willige Helfer. ANDRÁS HAMARY, Würzburg