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: Da die Liga sich längst in Gut und Schlecht aufgespalten hat, schlägt nun die Stunde der Fußballlehrer

Gute Trainer, schlechte Trainer

Rein theoretisch ist mal wieder alles ganz einfach, und schon Ernst Happel, der große Fußball-Grantler, hat gewusst: „Dass eine schlechte Mannschaft schlecht spielt, ist logisch. Dass eine gute Mannschaft gut spielt, ist auch normal. Erst wenn eine schlechte Mannschaft gut spielt oder eine gute Mannschaft schlecht, kann das am Trainer liegen.“ Warum das hier ausgerechnet am 19. Spieltag erwähnt wird, ist schnell erklärt: Die Hinserie haben die Klubs noch munter dazu verwendet, sich in Gut und Schlecht zu spalten, in Spreu und Weizen. Nun erst, da die Dinge geklärt sind, schlägt die Stunde der Trainer. Sie haben dank Hinrunde nämlich Gewissheit darüber, ob sie einer guten Mannschaft vorstehen oder einer schlechten. Entsprechend können sie endlich agieren.

Armin Veh hat die Gunst der Stunde vorbildlich genutzt – mit einem ebenso einfachen wie genialen Schachzug: Im eiskalten Nürnberg hat der Rostocker einfach sechs Spieler auflaufen lassen, die schon seit frühester Jugend resistent sind gegen jeglichen Frost; in Schweden, wo die Kinder im Winter auf Elchen durch den Tiefschnee zur Schule reiten, ist das so. Prompt hat Rostock beim Club gewonnen, das entscheidende Tor schoss Rade Prica, einer der sechs Hansa-Schweden. Und auch wenn der Kick, gnädig ausgedrückt, nicht der allerbeste war, so ist Veh nun doch wieder ein guter Trainer, während der Nürnberger Kollege Augenthaler lediglich der Normalität in happelschem Sinne entspricht.

Ein noch besserer Fußballlehrer als Veh ist freilich Ede Geyer. Just als laut kaiserlichem Verdikt feststand, dass Cottbus ein „hoffnungsloser Fall“ sei, hat Eisen-Ede ganz tief in die Trickkiste gegriffen: Zunächst stellte er die Abwehr von Libero auf Viererkette um, dann verkaufte er auch noch Radoslaw Kaluzny, in Cottbus zuletzt nur Ergänzungsspieler, auf das dieser in Zukunft bei Abstiegskonkurrent Leverkusen die Abwehr noch löchriger mache. Seitdem spielt Energie nicht nur bemerkenswert Fußball, sondern gewinnt auch noch. Eisen-Ede ist saugut!

Und wird doch noch übertroffen von Erik Gerets. Der ist mit dem Sozialfall Kaiserslautern endlich dort angekommen, wo ein Trainer gemäß Happel nur noch gut sein kann: ganz unten. Zwar spielten die Toten Teufel auch auf Schalke erbärmlich, doch diesmal war das die pure Absicht, Taktik eben, und Gerets hat dafür sogar Basler und Sforza auf der Bank schmoren lassen, seine Stars. Es hat gewirkt! Schiedsrichter Weiner war von dem Elend so erschüttert, dass er sich erbarmte: Den Schalkern raubte er ein Tor wegen Abseits, den Lautereren schenkte er später einen Abseitstreffer dazu. Gerets ist wirklich ein verdammt guter Trainer.

FRANK KETTERER