: Ärzte streiken weiter
Trotz geringer Beteiligung wollen Fachärzte weiter Praxen schließen. Nun hoffen sie auf Unterstützung von Patienten
Die niedergelassenen Ärzte in Berlin wollen trotz schwacher Beteiligung ihre Protestaktionen gegen die Gesundheitspolitik fortsetzen und sogar ausweiten. Das beschlossen Vertreter der fachärztlichen Berufsverbände am späten Dienstagabend. Sie kündigten an, die zeitweiligen Praxisschließungen um eine Unterschriftensammlung unter Patienten zu ergänzen.
Ziel sei es, die wohnortnahe, fachärztliche Versorgung zu erhalten, erläuterte Helmut Mälzer, Vorsitzender des Berufsverbandes der Orthopäden in Berlin. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hingegen wolle die Facharztkompetenz an den teuren Krankenhäusern bündeln. „Es droht dann eine Wartelistenmedizin wie in Großbritannien und Holland“, meinte Mälzer.
Laut einer Rundfrage der Kassenärztlichen Vereinigung waren am Dienstag 17 Prozent der fachärztlichen Praxen in den Stadtteilen Friedrichshain und Tempelhof geschlossen, weitere 31 Prozent hatten ihre Dienste eingeschränkt. In den vergangenen Tagen war eine nur geringe Beteiligung an den Protestaktionen beobachtet worden. „Der schwerfällige Tanker Fachärzteschaft kommt langsam in Fahrt“, sagte Mälzer.
Albrecht Scheffler, Sprecher der Gemeinschaft fachärztlicher Berufsverbände, sprach von einer „langen und heißen Debatte“ am Dienstagabend. „Wir haben beklagt, dass einige Kollegen wohl keine politisch wachen Menschen sind und nur ihre Medizin sehen“, sagte Scheffler. „Unser Entschluss zum Weitermachen ist allerdings einhellig gefallen“, ergänzte er.
Die Fachärzte werteten es als Erfolg, dass Ministerin Schmidt anders als angekündigt noch keine Vorschläge über eine Verlagerung der Facharzt-Versorgung an Kliniken vorgelegt hat. „Da scheint ein Nachdenken eingesetzt zu haben“, sagte Scheffler.
DPA