Eiskalte Opfer…

…mittelmäßiger Killer: „Blaubart – Hoffnung der Frauen“ in Bremerhaven

Warum ist er die „Hoffnung der Frauen“? Die Titelfigur von „Blaubart –Hoffnung der Frauen“ gibt Kay Krause am Stadtheater Bremerhaven überzeugend als freundlich-zurückhaltenden Jedermann. Und auch Lea Dohers Text lässt Heinrich Blaubart einen unscheinbaren Schuhverkäufer sein. Einen, der stets seine Mittelmäßigkeit hervorhebt. Und der eine Frau nach der anderen umbringt.

Sobald sie ihm zu nahe kommen und eine unsichtbare Grenze überschritten haben, werden sie in seinen Armen erdrosselt, erstickt oder anderweitig ums Leben gebracht. „Liebe über alle Maßen“ wünscht sich die 17-jährige Julia, der Blaubart in Münchens Englischem Garten begegnet. Dann nimmt sie Gift. Die Frau am S-Bahnhof, die Prostituierte, die alte Dame, das Mädchen unter der Laterne – sie alle sind einsam und verloren. Alle projizieren ihre Sehnsucht auf Blaubart, den Nobody.

Raffiniert ist das Bühnenbild von Lars Peter: Auf der Bühne des Großen Hauses dreht sich ein riesiger schwarzer Würfel. Anfangs ist er geschlossen, allmählich öffnen sich kleinere oder größere Fenster in unterschiedlicher Höhe und auf allen Seiten, die den Blick auf die verschiedenen Schauplätze freigeben: Bahnhof, Bar, Stube, Park, Bordell. Die scheinbar fensterlose Monade ist zur überdimensionalen Puppenstube geworden, die sich karussellartig dreht.

Das gehört zu den schönsten Bildern, die bisher auf der erneuerten großen Bühne in Bremerhaven zu sehen waren. Die optische Opulenz kann aber die Schwächen des Stücks nicht verdecken. Zu schnell ist klar, was die Dramatikerin sagen will: dass es einen Zusammenhang zwischen Eros und Tod gibt, dass unerfüllte Sehnsucht in Gewalt umschlägt – banale Weisheiten.

Dabei zielt Lea Doher ungeduldig aufs große Gleichnis: Die blinde Frau, die den Mörder am Ende mit einem gezielten Messerstich in die Brust erlöst, rettet das angestrengte Werk nicht.

Regisseur Wolfgang Hofmann unterstreicht dessen Künstlichkeit, indem er Szenen in surreale Farben taucht und Darsteller wie erfroren spielen lässt: Diese Figuren lassen kalt.

Hofmann hat „Blaubart – Hoffnung der Frauen“ als kühle Groteske angelegt. Aber zugleich demonstriert er, dass an diesem Stück wenig zu retten ist. Es bleibt schmerz- und das heißt: belanglos. Hans Happel

Blaubart – Hoffnung der Frauen, Stadttheater Bremerhaven. Nächste Vorstellungen am 12. und 28. Februar, 20 Uhr, sowie 23. und 28. Februar,19.30 Uhr