Konjunkturerwartungen brechen ein

Institute: Deutschland am Rande der Rezession. Mehr Arbeitslose im nächsten Jahr

MANNHEIM dpa ■ Die Konjunkturerwartungen in Deutschland sind angesichts der Finanzkrise überraschend deutlich eingebrochen. Das vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW/Mannheim) ermittelte Stimmungsbarometer sei im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 21,9 Punkte auf minus 63,0 Punkte gefallen, teilte das ZEW am Dienstag in Mannheim mit. Volkswirte hatten nur einen Rückgang auf minus 51,1 Punkte erwartet. Die Konjunkturerwartungen liegen weiter deutlich unter ihrem historischen Mittelwert von 27,5 Punkten.

Die Verwerfungen auf den Finanzmärkten hätten die Perspektiven für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland „spürbar verschlechtert“, hieß es. Neben dem Finanzgewerbe seien vor allem die exportorientierten Branchen betroffen. Zudem müsse damit gerechnet werden, dass die privaten Haushalte angesichts der Unsicherheit ihre Ausgaben zurückfahren.

Nach Ansicht der großen Wirtschaftsforschungsinstitute befindet sich Deutschland bereits am Rande einer Rezession. Nach einer Eintrübung der Konjunktur habe die Zuspitzung der Finanzkrise die Aussichten noch einmal deutlich verschlechtert, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Herbstgutachten. „Deutschland ist von der internationalen Konjunkturschwäche in besonderem Maße betroffen, weil vor allem die Nachfrage nach Investitionsgütern zurückgeht, die im deutschen Exportsortiment eine überragende Rolle spielen.“ Für 2009 erwarten die acht Institute nur noch ein Wachstum nahe der Stagnation von 0,2 Prozent, nach plus 1,8 Prozent in diesem Jahr.

Der Aufschwung am Arbeitsmarkt dürfte langsam auslaufen, da sich die geringere Kapazitätsauslastung der Firmen zunehmend bemerkbar mache. Die Beschäftigung werde bis zur Jahreswende noch leicht steigen, dann aber zurückgehen. Ende 2009 dürften dann 350.000 weniger Menschen in Lohn und Brot stehen als Anfang des kommenden Jahres, heißt es im Gutachten.

Auch die Weltkonjunktur werde leiden. Insgesamt werde die globale Wirtschaft 2009 real nur noch um 1,8 Prozent wachsen, prognostizieren die Institute. Für 2008 sagen die Forscher noch ein Plus von 2,5 Prozent voraus. In Ländern, in denen der Finanz- oder Bausektor eine große Bedeutung habe, drohe gar eine Rezession.