Warten auf Schärfe

Die Präsentation der blauen Polizeiuniformen verzögert sich erneut. Die Gewänder sollen nun auf einer Gala vorgestellt werden

„Funktionalität, Tragekomfort, Formschönheit und Schick“

von KAI VON APPEN

Die Schaffensphase des Maestro dauert an, und so lange tritt sein Auftraggeber auf der Stelle. Mit seinem Steckenpferd – den blauen Uniformen für Hamburgs Polizei – kommt Innensenator Ronald Schill nicht vom Fleck. Nachdem der erste Anlauf mit der Designer-Firma PDM im vorigen Jahr kläglich scheiterte und in einem Rechtsstreit um das Honorar mündete, lassen auch die Entwürfe des Modeschöpfers Luigi Colani auf sich warten. Der möchte bekanntlich Hamburgs PolizistInnen in die „schärfsten Uniformen des Kontinents“ kleiden. Noch im Oktober hatte Colani verkündet: „Ihr werdet sehen, was dieser Stadt blüht, wenn die Puppen tanzen.“

Für heute war eigentlich eine Präsentation seiner blauen Anzüge angekündigt worden. Doch die geplante Show ist kurzfristig abgesagt worden. Innenbehördensprecher Thomas Model zieht einen Vergleich mit Autoherstellern. Da werde der als „Erlkönig“ bezeichnete Prototyp auch vor neugierigen Blicken abgeschirmt und geschützt.

„Wir haben umdisponiert und wollen uns ganz auf die Gala konzentrieren“, sagt Model weiter. Zu dem Event im Börsensaal der Handelskammer, die von ursprünglich Ende März nun auf den Mai verschoben worden ist, würden zahlreiche Prominente erwartet. „Die Gala wird mit null Euro aus dem Hamburger Haushalt finanziert“, beteuert Model. Sponsoren hätten die Finanzierung zugesagt.

Das hatte Schill überhaupt für die ganze Operation „Blauer Anzug“ versprochen. Doch die Wirtschaft hält sich mit dem Sponsoring des Uniformprojekts bislang immer noch zurück. Und auch die Verpflichtung Colanis und des Hamburger Bekleidungsunternehmens Tom Tailor brachte nicht den von Schill erwünschten Finanzierungsschub.

Und mangels Sponsoren ist auch die Kreativität des Meisters nicht so richtig beflügelt. Auch er hat zugesagt, die Uniform gagenfrei zu kreieren. So legte Colani bislang nur Zeichnungen vor, erste Entwürfe sind nun für März versprochen.

Der Schöpfer des neuen Gewandes tut sich offenkundig schwer damit, den Arbeitsauftrag „Funktionalität, Tragekomfort, Formschönheit und Schick“ unter eine Polizeimütze zu bringen – wobei die Funktionalität im Vordergrund steht. Zwar hat der Colani-Clan „200 Jahre Erfahrungen mit Uniformen“, prahlt der Schnauzbart gern, doch muss er zugeben, dass die Anforderungen des blauen Tuchs bei der „kaiserlichen Armee“ mit denen einer modernen Großstadtpolizei von heute nicht zu vergleichen ist, zumal, wenn sie wiederum so „brachialisch und respekteinflößend“ sein soll, „dass die gesamte Republik süchtig nach Hamburg schaut“.

Und da Schill die bisherigen grün-beigen Polizeiuniformen und ihren Schnitt als „Kartoffelsäcke“ beschimpft hat, muss er seinen 9.000 Untertanen schon eine echte Alternative präsentieren. Denn die Einkleidung der Staatsbüttel kann durchaus Zündstoff in sich bergen. So verdonnerte einst der Schah von Persien seine Polizistinnen, zu den weißen Blusen blaue Miniröcke zu tragen. Er wollte seinem Land ein westliches Image verpassen. Dagegen kam es zum Aufstand.