: Erpressungsversuche unbeliebt
betr.: „Das Kind, das zu viel will“
Bei der Überschrift „Das Kind, das zu viel will“ habe ich ja erst gedacht: na endlich, da blickt mal ein Journalist durch, was auf dem Parteitag passiert ist: da will einer nicht nur den Bundesvorsitz, sondern glaubt auch, mit reinen Prestigeargumenten Druck machen zu können, um noch mehr zu bekommen. Stand aber nicht im Kommentar, sondern der war wieder nur die Paraphrase dessen, was Cem Özdemir in seiner Rede schon gesagt hat. Mein Eindruck als Delegierter war anders.
Die anwesenden Parteimitglieder wussten genau, was sie gemacht haben, sie wussten auch, dass es kein gutes Presseecho gibt, wenn der designierte Parteichef durchfällt, aber sie haben mit diesem Wissen anders entschieden und einer für Baden-Württemberg und die Grünen guten Bundestagsliste und der Trennung von Amt und Mandat den Vorzug gegeben. Wer immer ihn dazu gebracht hat, dass Özdemir dann auf Platz 8 noch einmal angetreten ist, ist ein schlechter Berater. Der Parteitag hat deutlich gemacht, dass er Özdemir für einen guten Bundesvorsitzenden hält, mit viel Applaus bei dessen Rede und auch am Schluss. Aber eins mögen Grüne überhaupt nicht: Erpressungsversuche von oben. Fazit: Es gab viele gute grüne Vorsitzende ohne Mandat – und auch Özdemir könnte einer davon werden. TILL WESTERMAYER, Freiburg