piwik no script img

Archiv-Artikel

Haftstrafen für gute Geschäfte

Im Untreue-Prozess hat das Hamburger Landgericht die Investoren-Brüder Burim und Bashkim Osmani wegen Beihilfe zur Untreue zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Beide sind gegen jeweils eine Million Euro Kaution auf freiem Fuß

Das Hamburger Landgericht hat Donnerstag die Investoren-Brüder Burim (44) und Bashkim Osmani (41) wegen Beihilfe zur Untreue verurteilt – Burim Osmani zu fünf Jahren und acht Monaten Haft, Bashkim zu drei Jahren und neun Monaten. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass beide in sechs Fällen in „Kooperation“ mit dem Chef der Lauenburger Volksbank, Carsten Heitmann, und Ex-Aufsichtsrat Hauke Hillmer Millionenkredite zum Zwecke der „gemeinsamen Bereicherung“ erhalten haben. Die Beweisaufnahme sei schwierig gewesen. „Die akribisch zusammengetragenen Indizien geben aber ein stimmiges Mosaikbild“, sagte Richter Marc Tully in der Urteilsbegründung.

So soll Bashkim Osmani Volksbank-Darlehen bekommen haben, in dem Hillmer und Heitmann auf die üblichen werthaltigen Sicherheiten verzichteten. Im Gegenzug habe Osmani einen Teil der Kredite an Heitmann und Hillmer weitergeleitet, um eine ihnen gehörende desolate Mineralwasserquelle in Italien zu finanzieren, die, so Tully, „nicht sprudelte, sondern ein Fass ohne Boden war“.

Zudem hätten sich Osmani, Heitmann und Hillmer über Volksbank-Kredite ein Bauvorhaben in Skopje (Mazedonien) finanzieren lassen, das die Risikotragfähigkeit der Bank weit überschritten habe. Heitmann und Hillmer sind mittlerweile wegen Untreue zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Burim Osmani soll durch die Vermittlung von Volksbank-Krediten dafür gesorgt haben, dass er das Gebäude der Gaststätte „Lehmitz“ auf der Hamburger Reeperbahn überteuert verkaufen konnte. Auch ein Grundstück in Hannover habe er über Marktwert verkauft.

Außerdem habe er den Kauf eines Grundstücks, das seiner Frau gehörte, durch eine von ihm „gelenkte Firma“ über Heitmann finanzieren lassen, um selbst das Darlehen einzustreichen. Der Grundstückskauf sei nie vollzogen worden. Nach dem Urteil durften beide Brüder das Gericht gegen Zahlung einer Kaution von jeweils einer Million Euro verlassen, Burim Osmani an der Seite seiner Frau. Burim hatte 30 Monate in Untersuchungshaft gesessen.

Richter Tully betonte, das Gericht sei überzeugt, dass die Osmani-Brüder entgegen Medienberichten „nicht in die organisierte Kriminalität verstrickt“ waren und auch „nicht das Ziel gehabt haben, die Lauenburger Volksbank auszuplündern“. „Die Kredite sprengten aber den Rahmen, den sich die Volksbank leisten konnte.“

Die Verteidigung kündigte Revision an. „Für gute Geschäfte sind drei Jahre neun Monate zu viel“, sagte Bashkim Osmanis Anwalt Thomas Bliwier. Das Gericht habe in seiner kurzen Urteilsbegründung keinerlei Ausführungen gemacht, aus welchen Gründen es zum Schuldspruch komme. „Die haben nur gesagt, es ist so“, kritisiert Burim Osmanis Anwalt Gerhard Strate.

Nach dem Urteil werde „künftig von einem Kreditnehmer verlangt, dass er eine Fürsorgepflicht für seine Bank übernimmt“, so Strate weiter. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Urteile Bestand haben werden.“ KAI VON APPEN