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Archiv-Artikel

Auf dem Weg zur Exzellenz

Unternehmen UKE: Das Uniklinikum will ein „Center of Excellence“ werden, Wissen zu Geld machen und 400 Stellen abbauen. Vorstand stellt Pläne für das kommende Jahrzehnt vor: Zentren statt Abteilungen und eine zusätzliche Führungsebene

von SANDRA WILSDORF

Aus Abteilungen werden Zentren, aus Krankenhauskost wird Hotelessen und aus dem Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) ein „Center of Excellence“. Der Vorstand stellte gestern seine Pläne für das kommende Jahrzehnt vor. Denn seit der Senat das UKE verselbständigt hat, gerät vieles in Bewegung, was lange in Schubladen lag.

Das ist zum einen baulicher Natur: Weil die teilweise maroden Gebäude unökonomisch weit verteilt auf dem 34 Hektar großen Gelände liegen, will das UKE in hohen Neubauten konzentrieren, was bislang in kleinen Altbauten angesiedelt ist. Die frei werdenden Flächen werden verkauft. Die Baumaßnahmen sollen bis 2012 dauern und 540 Millionen Euro verschlingen – mehr als die Messeerweiterung.

Aber erst wenn baulich konzentriert ist, kommt das neue Organisationskonzept zum Tragen: Aus heute noch 85 Abteilungen, Kliniken und Instituten werden 15 Zentren. So kommt in ein „Kopf- und Hautzentrum“, was heute beispielsweise Kliniken für Hals, Nasen, Ohren, Zahn- und Gesichtschirurgie, Augenheilkunde und Dermatologie sind. Ein OP-Koordinator soll dafür sorgen, dass die Kapazitäten der Operationssäle, die sich dann in einem „operativen Zentrum“ befinden, optimal ausgenutzt werden. Das Ziel: Kürzere Verweildauern. Und Ärzte sollen sich aufs Operieren konzentrieren können. Konzentrieren muss sich natürlich auch das Personal: Mit dem neuen Konzept werden etwa 400 volle Stellen abgebaut.

Und das trotz zusätzlicher Leitungsebene: Denn jedes der Zentren bekommt einen Kopf. Zwei Ärzte, eine Pflegedienst- und eine kaufmännische Leitung. Dafür laufen die Ausschreibungen, denn die meisten Stellen werden extern besetzt.

Unternehmen UKE: Neben dem Krankenhausneubau soll auf dem Gelände ein „Gesundheits- und Wissenschaftspark“ entstehen. Auf den frei werdenden Flächen sollen sich Praxen, Pflegedienste und Unternehmen niederlassen, die mit Medizintechnologie zu tun haben. Das Krankenhaus selber will sein Wissen zu viel mehr Geld machen und gründet deshalb eine „Life Science UKE-Hamburg GmbH“. Die soll zwischen Wissenschaft und Industrie vermitteln, Wissenschaftlern bei der Anmeldung von Patenten helfen und Drittmittel einwerben. Dafür hat das UKE sich das Institut für Hormon- und Fortpflanzungsforschung einverleibt, das noch in Lokstedt sitzt. Außerdem hat die Klinik die insolvente Firma „Mice and More“ übernommen und in „Marinus GmbH“ umgetauft, was „mausähnlich“ heißt und nicht sofort erkennen lässt, dass es um Tierversuche geht. An Mäusen werden Krankheitsbilder abgebildet.

Ach ja, und für die Patienten soll es auch besser werden: Das UKE hat Erkenntnisse aus einem Bundesforschungsprojekt zur „interprofessionellen Kommunikation“ an bisher fünf Kliniken umgesetzt. „Dort hat sich die Abgrenzung der Professionen schon deutlich verringert“, sagt Ricarda Klein, Pflegedienstdirektorin des UKE. Die Mitarbeiter könnten ihre Kompetenzen besser einbringen und deshalb „das Output für den Patienten erhöhen“. Letztere soll auch erfreuen, dass sie neuerdings Essenswünsche anmelden können, „nach Hotelcharakter“.

Fehlt nur noch ein Ärztlicher Direktor. Nachdem bereits mehrere Kandidaten abgesagt haben, ist sich der kommissarische Direktor Hans Dieter Jüde sicher, „noch in diesem Jahr meinem Nachfolger ein gut aufgestelltes Krankenhaus übergeben zu können“.