: Das eierlegende Wollmilchbad
Mit einem neuen Konzept soll das Stadionbad zum „Naturbadeteich“ werden. Er ist offen zur Weser, größer, ökologischer und letztlich sogar billiger als die bisherigen Planungen. Zudem würde das Flussbad ganzjährig zugänglich sein – als Spielplatz
taz ■ Der Bau wäre genauso teuer wie bei den bisherigen Planungen, die Betriebskosten wären so günstig, dass es sogar ohne Zuschüsse auskäme, es ist das ganze Jahr über zugänglich, dazu noch ökologisch – vielleicht kommt die Idee mit dem „Flussbad“, die den Beirat Mitte/Östliche Vorstadt derzeit beschäftigt, nur einen Tick zu spät. Auf jeden Fall wäre das „Flussbad“ sowas wie eine „eierlegende Wollmilchsau“, meint Ortsamtsleiter Robert Bücking.
Der Reihe nach: Ende der laufenden Saison soll das Stadionbad saniert werden. Dabei wird die Badefläche verkleinert und die maroden Kacheln mit einer Blechwanne verkleidet. Kostenpunkt: 2,5 Millionen Euro. Ungefähr genauso teuer ist das „Flussbad“. Anstatt der Blechwanne entsteht ein rund 50 mal 120 Meter großer Badeteich mit Wasserrutsche und Felsenbecken für die Kleinsten, einem Sandstrand, Bahnen zum Kraulen, einem Kletterfelsen und Tauchzone. Anstatt 3.500 Quadratmeter Wasserfläche entstehen laut Machbarkeitsstudie 5.400, inklusive Liegefläche und Strand sollen es sogar 8.900 Quadratmeter sein. Damit würde sich das Bad sogar vergrößern – die Grenze verschiebt sich gen Weser, ein sieben Meter breiter Promenadenstreifen bleibt.
Auch der Zaun fällt weg. Stattdessen soll das „Flussbad“ von einem sechs Meter breiten und einem Meter tiefen Graben umgeben sein, in dem sich das Wasser des Wollmilchbades regeneriert. Anstatt nämlich teuer Wasser zu kaufen, zu verchloren und zu entsorgen, speist sich das „Flussbad“-Wasser aus einem Brunnen. Proben haben ergeben, dass unter dem Stadionbad recht sauberes Grundwasser – Uferfiltrat aus der Weser – aufs Abpumpen wartet. Entsprechend aufbereitet entstünde, so „Bücking, „klares, schwebstofffreies, keimfreies Trinkwasser ohne Ende.“ Quasi kostenfrei – das würde den Zuschuss in Höhe von gut 35.000 Euro, den das Stadionbad nach bisherigen Planungen jährlich benötigt, auf Null senken. „Allerdings rechnen wir vorsichtigerweise nur mit 70.000 Besuchern jährlich – das derzeitige Konzept mit 100.000“, sagt Bücking. Mit Strom aus Solarzellen auf den Dächern des Weserstadions und des kleinen Vereinschwimmbads nebenan könnte das „Flussbad“ bisweilen aufgeheizt werden – und so kältescheue Besucher ziehen.
Zudem soll das „Flussbad“ ganzjährig zugängig sein – und nicht nur, wie bisher, 120 Tage. Im Winter könnte man hier Schlittschuh laufen, ansonsten entsteht ein riesengroßer Spielplatz mit Wasserspaß, Eintritt gratis. Bücking: „Die Kids bauen Sandburgen, direkt nebenan trinken Mama und Papa Capuccino.“ Südlich des Geländes soll ein Café entstehen. Bücking will die „Stadt am Fluss“ so auch hinter Schlachte und Tiefer attraktiv gestalten: „Wenn man das bislang abschlossene Gelände in die Pauliner Marsch integriert, hat die ganze Stadt was davon.“
Sportsenator Kuno Böse (CDU) hat bereits zugesichert, das „attraktive“ Konzept zu prüfen. Allerdings dürfe es nicht zu Verzögerungen bei der Neugestaltung des Stadionbades führen. Die alten Pläne sind nämlich schon weit gediehen. Nach Rücksprache mit dem Chef der Bremer Bäder, Wolfgang Heise, soll jetzt ein Gutachten prüfen, ob die Hygiene im „Flussbad“ stimmt. Auch hier ist Bücking zuversichtlich: „Immerhin gibt es in Niedesachsen schon 30 solcher Naturbadeteiche“. Wenn es nach dem Beirat geht, können die Umbauten im kommenden Jahr beginnen.
Kai Schöneberg
Am 25. 2. um 19 Uhr wird das Konzept in den Weserterrassen vorgestellt.