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Archiv-Artikel

„Prestige“ leer pumpen

EU-Investitionsbank sagt Spanien günstige Kredite in dreistelliger Millionenhöhe zu, um Küste zu säubern

MADRID taz ■ Wenn es nach der Expertenkommission geht, wird Spanien im Frühsommer eine Weltpremiere wagen. Die Wissenschaftler schlagen der Regierung vor, das Öl im Wrack des Tankers „Prestige“ abzupumpen. Bug und Heck des vor drei Monate vor der Nordwestküste untergegangenen Schiffes liegen in über 3.500 Meter Tiefe. Zwischen 40.000 und 50.000 Tonnen Schweröl befinden sich noch in den beschädigten Tanks. Das Abpumpen kostet laut Schätzung der Experten mindestens 200 Millionen Euro. Die Europäische Investitionsbank gab gestern in Brüssel bekannt, sie werde für die Säuberung zinsgünstige Darlehen in dreistelliger Millionenhöhe ausleihen.

Die Reinigung der Küste soll international ausgeschrieben werden. Mindestens ein Unternehmen, die holländische Firma Smit, die auch das russische Atom-U-Boot Kursk barg, behauptet, technisch auf ein solches Unterfangen vorbereitet zu sein. Smit will mit Tauchrobotern die Tanks anbohren. Durch die eine Öffnung soll dann ein Absaugrohr eingeführt werden. Durch die andere Öffnung soll Wasser in die sich entleerenden Tanks nachfließen. Die Techniker von Smit wollen das Rohr beheizen, um so das Schweröl flüssiger zu machen. Die Tauchroboter der Firma müssten dazu umgebaut werden, damit sie den hohen Druck (360 Atmosphären) in 3.600 Meter Tiefe aushalten. Nach diesem Plan würde das Öl auf schwimmende Plattform mit riesige Tanks gepumpt werden.

Für den Fall, dass das Abpumpen des Öls scheitert, empfehlen die spanischen Experten, die Reste der „Prestige“ am Meeresboden in Beton einzugießen. Damit würde ebenfalls Neuland beschritten. Aus dem Wrack fließen mittlerweile nur noch rund zwei Tonnen täglich aus. Nach dem Sinken waren es 125 Tonnen. Dem französischen Mini-U-Boot Nautile ist es gelungen, alle Risse der Prestige vorübergehend abzudichten. Dazu wurden Metallplatte auf die Löcher gelegt und mit Ballast beschwert.

An den Küsten ist die Schlacht gegen die 30.000 Tonnen Öl, die aus der „Prestige“ ausliefen, noch nicht gewonnen. Von Nordportugal bis Südfrankreich ist mittlerweile von der größten Ölpest, die Europa je erlebt hat, praktisch die gesamte Atlantikküste betroffen. REINER WANDLER