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Archiv-Artikel

U-Haft nach Angriff auf Polizisten

Vier Jugendliche lockten Polizisten in einen Park, um ihren Streifenwagen mit einem Molotowcocktail abzufackeln. Den Plan führten sie nicht aus. Ihnen drohen hohe Jugendstrafen. Die Polizei glaubt an einen Racheakt, der Anwalt an eine Mutprobe

AUS BREMEN CHRISTIAN JAKOB

In Bremen haben vier 15- und 16-Jährige einen Streifenwagen in einen Hinterhalt gelockt, um ihn dort zu demolieren, anzuzünden und die Polizisten anzugreifen. Weil der Plan scheiterte, blieben die beiden 27 und 29 Jahre alten Beamten unverletzt. Die Jugendlichen sitzen wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft.

Einer von ihnen hatte in der Nacht zum Samstag einen Notruf abgesetzt, weil seine „Mutter im Park von einem Penner belästigt“ werde. Als ein Streifenwagen in dem Grünzug im Stadtteil Gröpelingen eintraf, sprang ein Maskierter aus einem Gebüsch, schlug mit einem Baseballschläger auf die Fahrertür ein und rannte dann davon. Die Polizisten konnte den Angreifer festnehmen. Dabei stellte sich heraus, dass seine Attacke nur der Ablenkung dienen sollte, damit der Rest der Gruppe mit einem Gullydeckel die Heckscheibe zertrümmern und einen Molotowcocktail in das Fahrzeuginnere werfen könnte. Anschließend sollten offenbar die beiden Beamten angegriffen werden. Die Polizei glaubt, dass dabei auch die Dienstwaffen gestohlen werden sollten.

Dazu war es allerdings nicht gekommen, weil die Mittäter des ersten Angreifers in letzter Sekunde das Weite gesucht hatten. Die Polizei kam ihnen noch in der Nacht auf die Spur. Der Gullydeckel, Molotowcocktail, Benzinkanister und Einweghandschuhe wurden am Tatort sichergestellt.

Die Staatsanwaltschaft wertet die Aktion als versuchten Mord. „Die Beamten wurden zu Hilfe gerufen, um sie dann aus einem Hinterhalt anzugreifen“, sagt Staatsanwalt Uwe Picard. „Hätten die Jugendlichen den Brandsatz tatsächlich in den Streifenwagen geworfen, wäre mit einer explosionsartigen Entzündung zu rechnen gewesen. In Sekunden hätten sich im Wageninnern Temperaturen von bis zu 1.000 Grad entwickelt“, so Picard. Die beiden Polizisten wären wohl verbrannt, was die Angreifer „zumindest teilweise in Kauf genommen“ hätten, hieß es in einer Mitteilung der Polizei. Die Festgenommenen hätten in Einlassungen den geplanten Hinterhalt eingeräumt. In späteren Vernehmungen schildern sie den Tathergang allerdings „widersprüchlich“, so Picard. Die Staatsanwaltschaft hat an der Täterschaft dennoch keine Zweifel. In der Nacht zum Samstag beantragte die Anklagebehörde Haftbefehle gegen die vier Jugendlichen, von denen einer aus dem Libanon und zwei aus Polen stammen. Ihnen drohen Jugendstrafen von bis zu zehn Jahren. Die Polizei vermutet, dass die Jugendlichen sich an der Polizei rächen wollten. Sie sind in der Vergangenheit zwischen sechs- und 22-mal strafrechtlich in Erscheinung getreten, ein Teil von ihnen wurde offenbar kürzlich wegen Schulschwänzens zwangsweise im Unterricht vorgeführt.

Der Bremer Rechtsanwalt Sven Sommerfeld vertritt einen der Jugendlichen. Er glaubt eher an eine „spontane Tat“ oder an eine Mutprobe. Den Vorwurf des versuchten Mordes hält er für unhaltbar, weil zumindest drei der Jugendlichen den Plan nicht umgesetzt haben. „Die sind weggelaufen und haben somit von dem Versuch Abstand genommen.“ Dies werde von der Staatsanwaltschaft jedoch „völlig ausgeblendet“. Sommerfeldt will heute Haftbeschwerde einlegen. In der kommenden Woche wird ein Gericht entscheiden, ob die Jugendlichen wieder auf freien Fuß gesetzt werden.