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Archiv-Artikel

„Globalisierung mit Waffen“

Christoph Bautz, Mitglied im Rat des Bündnisses Attac und Pressesprecher der Anti-Kriegs-Kampagne „Resist“, über die Zusammenhänge von Krieg und Globalisierung, über Ziele und „positive Nebeneffekte“ eines Angriffs auf den Irak

Interview KATHARINA KOUFEN

taz: Attac ist als globalisierungskritisches Netzwerk angetreten, jetzt demonstrieren Sie gegen Krieg. Was hat der Krieg mit Globalisierung zu tun?

Bautz: Der Krieg wird im Namen der Interessen der großen Ölkonzerne geführt. Die neoliberale Globalisierung hat den Weg dafür geöffnet, dass Unternehmen sich überall auf der Welt einkaufen können. Der Krieg setzt diese Politik fort.

Der Krieg ist also ein Mittel der Globalisierung?

Er ist die Fortsetzung der neoliberalen Strategie mit Waffen.

Ist er nicht eher indirekt eine Folge von Globalisierung?

Das auch, das haben wir auch gleich nach den Anschlägen vom 11. September gesagt: Die Terroranschläge waren eine Folge des zunehmenden Ungleichgewichts zwischen Arm und Reich in der Welt, eine Folge des Gefühls in vielen arabischen Ländern, von Konsum und Entwicklung ausgeschlossen zu sein.

Aber gerade die Terroristen vom 11. September waren doch nicht arm, sondern lebten ganz gut.

Das stimmt, aber der Rückhalt, den sie in den ärmeren Schichten der Bevölkerung hatten, ist eine Folge dieses Gefühls. Es gibt übrigens noch einen weiteren Zusammenhang zwischen Krieg und Globalisierung: Die Globalisierung hat dazu geführt, dass sich die Unternehmen immer stärker an den Aktienkursen orientieren, am Shareholder Value. Natürlich auch die Rüstungsunternehmen. Und deren Shareholder Value steigt, wenn sie möglichst viele Aufträge bekommen. Bush hat seinen Etat für Rüstung ja auch schon massiv erhöht.

US-Präsident Bush will diesen Krieg demnach führen, um der Rüstungsindustrie zu helfen? Das klingt nach Verschwörungstheorie.

Nein, ganz so kausal würde ich diesen Zusammenhang nicht bezeichnen. Aber das wäre sicherlich ein begrüßenswerter Nebeneffekt für die amerikanische Regierung. Bush hat seit dem 11. September einen ganz starken Rüstungskeynesianismus betrieben …

also die Wirtschaft über Rüstung belebt. Hilft der Krieg der Wirtschaft wirklich?

Insgesamt ist das schwer zu sagen. In einem Punkt aber bestimmt: Wenn die USA die Kontrolle über die irakischen Ölquellen hätten, würde das den Dollar gewaltig stärken. Die Menschen würden ihr Geld in Dollar anlegen – und das ist wichtig für die USA, weil sie das ausländische Kapital brauchen, um ihr Defizit zu finanzieren.