Berlusconi will den dritten Weg

aus Rom MICHAEL BRAUN

Tag für Tag informierte in der letzten Woche das Staatsfernsehen RAI die Zuschauer, Ministerpräsident Berlusconi sei „in intensiven Telefonkontakten um Vermittlung in der Irakkrise bemüht“. Mal hatte er Bush an der Strippe, mal Robertson, mal Ghaddafi; meistens aber erfuhr das Publikum nichts über die Positionen, die Berlusconi vorzuschlagen hatte.

Die haben sich über die Wochen immer wieder geändert. Bis weit in den Winter hinein gebärdete sich Berlusconi als Zelig der Weltpolitik, fand die US-Position genauso einleuchtend wie die russischen oder europäischen Vorbehalte. Dann aber legte er sich fest: Die Unterschrift unter den „Appell der acht“, parallel dazu die Polemik gegen die deutsch-französische Position machten Italien zum treuen Alliierten der USA.

Doch so ganz wohl ist Berlusconi bei dieser Übung nicht. Die harte Gegenposition des Papstes, die Kriegsgegnerschaft der überwiegenden Mehrheit der Italiener, schließlich auch Absetzbewegungen in der Koalition machen ihm zu schaffen: Europaminister Rocco Buttiglione von den Christdemokraten tönt gegen den Unilateralismus der USA und klagt die Lösung des Irakkonflikts innerhalb der UNO ein.

Auch der Brief von Staatspräsident Ciampi dürfte Berlusconi wenig Freude bereitet haben: Er muss sich nämlich für etwas loben lassen, das er gar nicht getan hat: für das konstante Bemühen, die EU, die Nato und die UNO beisammenzuhalten.

Von seinen US-Treueschwüren rückt der Premier noch nicht ab, aber seine Töne werden vorsichtiger – mehr Zeit für die Inspektoren soll jetzt wieder drin sein. Und er fabuliert von einem „dritten Weg zum Frieden“, getragen von einer geeinten EU an der Seite der USA. Wie dieser Weg aussehen soll, hat er bisher für sich behalten.