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Archiv-Artikel

Weggehört

Wissenschaftsausschuss diskutiert über die Stellung von Hochschulpräsidenten

Wieviel Respekt müssen Bürgerschaftsabgeordnete von weither angereisten Experten entgegenbringen, die sie zu einer Anhörung eingeladen haben? Nicht viel, hatten die Abgeordneten der CDU wohl gedacht, als sie am Dienstagabend der Anhörung des Wissenschaftsausschusses zum Hochschulmodernisierungsgesetz beiwohnten. Während die Experten noch sprachen, unterhielten sich Volksvertreter in Zimmerlautstärke. Das störte, auch wenn die Tische so großzügig angeordnet waren, dass im Kaisersaal nur wenige Stuhlreihen für Bürger blieben, die der Anhörung lauschen wollten. Die Folge: 30 Studierende standen im Rathausfoyer vor verschlossener Gittertür.

Bevor die Konzentration beim Thema Studiengebühren für Langzeitstudierende derartig abflaute – alle Experten sprachen sich gegen dieses Modell aus, weil es Studierenden nicht wirklich hilft – war Uni-Präsident Jürgen Lüthje in eine Art Kreuzverhör geraten. Nach dem Gesetzentwurf sollen Präsidenten wie er künftig von externen Hochschulräten eingesetzt und nicht mehr von der Basis gewählt werden. Ob das nicht auch gut sei, „wenn ein Präsident einer Hochschule durch struktureinschneidende Maßnahmen wehtun muss“, hatte der CDU-Politiker Wolfgang Beuß Lüthje gefragt. Und ob es andernfalls nicht wieder diese „fürchterlichen Abhängigkeiten“ des Präsidenten von der Zustimmung der Professoren gebe. Nein, hatte Lüthje erwidert. „Ich bin der persönliche Beweis. Ich wurde 1996 wiedergewählt in einer Situation, in der ich den Fachbereichen jede zweite freiwerdende Stelle wegnehmen musste.“ Er könne jeden Präsidenten nur bedauern, der einschneidende Maßnahmen vertreten müsse, ohne das Vertrauen seiner Mitarbeiter zu haben. Die Hamburger Hochschulen hätten auch nicht das Problem, dass sie schwache Präsidenten haben. Lüthje: „Das sind alles zupackende und klar auftretende Personen.“

Es sei schon ein Übel, wenn potenzielle Kandidaten in der Hochschule „von Gruppe zu Gruppe gehen und Wahlkampf machen“, hatte dagegen der Jurist Ulrich Battis von der Berliner Humboldt Uni angemerkt. An amerikanischen Unis würden die Präsidenten keinen Wahlkampf machen. KAIJA KUTTER