: Die Freiheit beginnt in New York
Anna Hagena präsentiert Texte der Bohemienne Dorothy Parker im Brauhauskeller
„Noch einen Drink und ich liege unter dem Gastgeber“ – Dorothy Parker war eine schrille und zugleich tragische Figur im New York der 20er Jahre, eine Bohemienne, die die männliche Kulturszene aufmischte. Geboren wurde sie 1893 im West End von New Jersey, der erste Schicksalsschlag traf Parker bereits mit vier Jahren, mit dem Tod ihrer Mutter. Später verunglückte ihr Bruder Henry an Bord der „Titanic“, im Jahr 1911 machte sich der Vater davon.
Parker wohnte zu diesem Zeitpunkt bereits in Manhatten und schrieb satirische Gedichte, Erzählungen, Theaterstücke und Drehbücher. Mit 19 wurde sie Theaterkritikerin für das „Vanity Fair“, mit 22 Jahren veröffentlichte sie erste Gedichte in der „Vogue“. In den Goldenen Zwanzigern war sie die einzige Frau im intellektuellen Kreis New Yorker Journalisten um Harold Ross, den Gründer des „New Yorker“, für den sie ab 1925 Literaturrezensionen schrieb.
Parkers Erfolg war begleitet von exzessivem Alkoholkonsum, mehrfachen Selbstmordversuchen, dazu eine unbändige, nahezu permanente Depression. Mit 74 Jahren starb sie einsam an einem Herzinfakt in einem New Yorker Hotel.
Einige der Texte präsentiert heute die gebürtige Bremerin Dorothea Anna Hagena, 34, sonst tätig am Hamburger Thalia Theater und als Synchronsprecherin. Drei Selbstgespräche von exzentrischen Frauen wird Hagena mit Klavierbegleitung in der „Actors‘ Lounge“ präsentieren: „Der Walzer“, „Der Telefonanruf“ und „Tagebuch einer New Yorker Lady“. Das Thema: Die Unmöglichkeit der Liebe aufgrund unterschiedlicher Wahrnehmungsfähigkeiten.
„Mir gefällt, wie scharf und genau Dorothy Parker dieses Wechselspiel zwischen Frau und Mann beobachtet. Das wirkt nie denunziantisch, sondern bleibt immer eine Liebe, die auch zu den Schwächen steht.“
So auch bei den „New Yorker Geschichten“, die voller innerer Monologe stecken und trotz der Tragik immer auch ein wenig komisch bleiben. „Irgenwie liegt mir das“, beginnt Hagena zu sinnieren. „Plötzlich spüre oder sehe ich was, und dann muss ich einfach darüber nachdenken, ob ich will oder nicht.“ Das seien nicht nur Instinkte, sondern auch eine besondere Art der Freiheit, mit der nur wenige Menschen umgehen könnten – eine Gedankenfreiheit, die bei Dorothy Parker plötzlich sichtbar wird.
Anja Damm
Heute um 20.30 Uhr im Brauhauskeller des Bremer Theater