: Alte Geschichten
Fußballer beim zehnmaligen DDR-Meister BFC Dynamo sollen ohne ihr Wissen gedopt worden sein
BERLIN dpa/taz ■ Zu DDR-Zeiten sollen komplette Fußball-Teams vor wichtigen Spielen gedopt worden sein. Dies berichtet das Nachrichten-Magazin Der Spiegel unter Berufung auf den Potsdamer Historiker Giselher Spitzer. In seinem Buch „Fußball – Leichtathletik – Triathlon“ (Meyer & Meyer Verlag) schreibt Spitzer, dass beim DDR-Serienmeister BFC Dynamo einmal 15 Spieler mit Aufputschsubstanzen schnell und aggressiv gemacht worden seien.
Die Präparate sollen ohne Kenntnis der Akteure in Getränken verabreicht worden sein, erklärte Spitzer im ZDF-„Sportstudio“ unter Verweis auf Unterlagen der Staatssicherheit. „Selbst der Chef des Sportmedizinischen Dienstes der DDR, Herr Höppner, erachtete es nicht für nötig, dass die Spieler von der Vergabe der Substanzen Kenntnis haben müssten.“ Der frühere Mittelfeldspieler des BFC Dynamo Eike Küttner erklärte im ZDF, er habe nie wissentlich Dopingmittel zu sich genommen. „Ich kann jedoch die Einnahme nicht definitiv ausschließen. Es wurde im Verein nie darüber gesprochen, dass es solche Möglichkeiten gibt, noch etwas mehr Leistung herauszukitzeln“, sagte Küttner, der sich überrascht zeigte, dass das Thema jetzt wieder hochkocht.
Der heutige Trainer des Bundesligisten 1860 München, Falko Götz, der von 1979 bis November 1983 beim zehnmaligen DDR-Meister BFC Dynamo gespielt hatte, sagte: „Ich bin vor drei bis vier Jahren angesprochen worden, dass ich ohne mein Wissen Mittel bekommen habe. Es gibt zwei positive Tests, das war aber zu meinen Jugendzeiten und ist ohne mein Wissen geschehen.“ Er sei gefragt worden, verriet Götz, „ob ich mich einer gemeinschaftlichen Anzeige anschließe – und das habe ich getan“.
Der BFC Dynamo soll in Europacup-Heimspielen Amphetamine eingesetzt haben: So auch 1988 gegen Werder Bremen im mit 3:0 gewonnenen ersten Duell. Beim Rückspiel in Bremen, das 0:5 verloren ging, habe der Club aus Angst vor Kontrollen auf die Psychopharmaka verzichtet. „Über diese alten Geschichten möchte ich nichts sagen“, meinte der Co-Trainer von Hertha BSC, Andreas Thom. Heftig wehrte sich der frühere DDR-Auswahltorhüter Bodo Rudwaleit gegen die Vorwürfe. „Das ist lächerlich. So etwas hat es nicht gegeben.“