Schlusslicht Schule

Bildungssenator Soltau verspricht höheres Tempo beim Ausbau vom Ganztagsschulen in Hamburg. GAL und SPD hingegen wollen Gymnasien nicht bevorzugen

Die SPD-Politikerin Britta Ernst hat dem Senat vorgeworfen, den Ausbau von Ganztagsschulen zu verschlafen. „Hamburg ist bei den Stadtstaaten Schlusslicht“, kritisierte Ernst. Während Berlin 33 und das kleine Bremen 15 Schulen für die Förderung durch Bundesmittel angemeldet habe, habe Hamburg nur acht avisiert. Ernst: „Der Senat kommt nicht zu Potte.“

Bildungssenator Reinhard Soltau (FDP) ließ dies nicht auf sich sitzen. Die im Herbst von seinem Vorgänger Rudolf Lange veröffentlichte Liste von 88 Hamburger Schulen, die in diesem Jahr Ganztagsschulen werden sollen, liege im Berliner Bildungsministerium vor, sagte Soltau: „Hamburg liegt voll im Zeitplan.“ Um die vom Bund zur Verfügung gestellten 66 Millionen Euro nach Projekten aufgeschlüsselt abzufordern, habe Hamburg noch bis Juni Zeit. Zum inhaltlichen Konzept will sich Soltau „in den nächsten Wochen“ äußern.

Das wird auch Zeit. Denn wenige Tage vor Beginn der jährlichen Anmelderunde für die neuen 1. und 5. Klassen fehlt noch immer eine entsprechende Drucksache zum Ganztagsschulausbau. Die Schulen können den Eltern nicht sagen, ob und unter welchen Bedingungen sie Ganztagsschulen werden.

Wie die Antwort auf eine kleine Anfrage der GAL zudem offenbart, hatte die Bildungsbehörde im Haushalt 2004 für den Betrieb dieser Schulen keinen einzigen Cent vorgesehen. Der Bund kommt nur für Bauten auf. Die Kosten für die Pädagogen muss die Stadt begleichen. Diese sollen aus dem vorhandenen Stellenplan „erarbeitet“ werden. Grund für GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch, vor einem neuen „ungedeckten Scheck“ zu warnen.

SPD und GAL lehnen aber auch die geplante Bevorzugung der Gymnasien ab, die flächendeckend in den Genuss des Ganztagsschulstatus kommen sollen. „Das ist sozial ungerecht“, kritisiert Britta Ernst. Haupt- und Realschüler hätten eine ganztägige Förderung nötiger: „Wir würden nicht 90 Prozent der Gymnasien zu Ganztagsschulen machen.“ Stattdessen würde es unter SPD-Regentschaft einen flächendeckenden Ausbau geben, von dem alle Schulformen profitierten, so dass bis 2005 jeder Schüler ein Ganztagsangebot in seiner Nähe hätte. Jene 64 Gymnasien, die wegen der Abi-Verkürzung ab der 7. Klasse zweimal wöchentlich mit Nachmittagsunterricht beginnen, würden aber mit Mittagessen versorgt. KAIJA KUTTER