: Berufsoffizier wird Schill-Chef
Mario Mettbach, der Mann hinter Ronald Schill, zum Vorsitzenden der Schill-Partei gewählt. Schill: „Glückritter“ und Ehrgeizlinge machen eigene Partei unwählbar
BREMEN taz ■ Die „Partei Rechtsstaatlicher Offensive“ (PRO), als „Schill-Partei“ bekannt, will eine richtige Partei werden. Auf dem ersten ordentlichen Bundesparteitag wurde gestern in Bremen der Gründungs-Zustand beendet, in dem der Parteigründer und Hamburger Innensenator Ronald Schill quasi nebenher den Vorsitz der Bundespartei innehatte. 209 von 281 Delegierten wählten den „Mann hinter Schill“, den Parteimitgründer Mario Mettbach, 50, zum Bundesvorsitzenden. Auf ihn hatten sich tags zuvor 11 der 13 Landesverbände verständigt.
Der Wahl vorausgegangen war ein Aufmarsch der „Querulanten“ in der Partei. Schill selbst hatte in seiner Eröffnungsrede festgestellt, so wie sich die PRO derzeit präsentiere, sei sie keine Alternative. Nach dem Hamburger Erfolg seien „Glücksritter und von Ehrgeiz zerfressene Persönlichkeiten“ eingetreten und würden sich nun in den Vordergrund drängen.
Als „Querulant“ darf sich allen voran René Schneider fühlen, ein Jurist aus Münster. Wahlvorschläge müssten mit der Einladung verschickt werden, erklärte er. Eine rechtsstaatliche Partei könne nicht die Satzung ändern und unmittelbar darauf Vorstandsmitglieder wählen.
Andere Delegierte fragten nach dem Geld. Mitgliedsbeiträge sind bisher auf das Konto des Hamburger Landesverbandes gegangen. Ist das Geld alles weg? Gibt es Wahlkampfkosten-Erstattungen, und wo sind die? Der junge neue Schatzmeister versicherte, offene Fragen würden demnächst geklärt: „Das Geld wird kommen.“
Der neue Bundesvorsitzende Mettbach war einmal Berufsoffizier bei der Bundeswehr. Parteierfahrung hat er hinreichend: 1980 war er in die CDU eingetreten und bis 1993 dort Mitglied. Dann begründete er mit anderen die Hamburger Stattpartei, brachte es während deren Senats-Mitregentschaft zum Bezirksverordneten in Wandsbek, bis er dort 1997 austrat.
Eigentlich habe er sich danach „politische Abstinenz“ verordnet, beichtete er den Delegierten – bis er im Jahre 2000 Ronald Schill kennen lernte. Und für ihn die Organisation des Hamburger Wahlerfolges erledigte. Jetzt ist er in Hamburg Bausenator. Für das blamable Ergebnis, das die Hamburger Schill-Partei bei der Bundestagswahl bekommen hat, wollte Mettbach die Verantwortung nicht übernehmen. Er erinnerte daran, dass er gegen eine Beteiligung an der Bundestagswahl gewesen war.
Das Thema rumort in der Partei. Offenbar sind viele in die Schill-Partei eingetreten, um ähnliche Erfolge zu erzielen wie in Hamburg, und geben nun „den Hamburgern“ die Schuld daran, dass dies bei der Bundestagswahl nicht glückte. In Bremen kam die Schill-Partei auf 1,7 Prozent. Im Mai findet dort die nächste Landtagswahl statt. Während der Bremer Spitzenkandidat von 11 Prozent träumt, gab Mettbach das Wahlziel „5 Prozent“ aus. KLAUS WOLSCHNER