Nordkorea wiederholt Verzichtsangebot

Pjöngjang bietet den Verzicht auf seine Atomprogramme, wenn die USA das Land von der Terrorliste streichen, die Sanktionen aufheben und Energiehilfe leisten. Das Angebot ist nicht neu, unterstreicht aber Nordkoreas Interesse an Verhandlungen

Pjöngjangs Angebot erfolgt kurz vor Ankunft eines US-Expertenteams in Nordkorea

VON SVEN HANSEN

Nordkorea ist bereit, auf Tests und Produktion von Atomwaffen zu verzichten und den Betrieb von Atomanlagen zur Energieerzeugung einzustellen. Das teilte gestern Nordkoreas amtliche Nachrichtenagentur KCNA mit, die von „einer weiteren kühnen Konzession“ sprach. Dafür müssten die USA Nordkorea von der Liste der Staaten streichen, die den Terrorismus förderten. Außerdem müsste Washington Sanktionen gegen Pjöngjang aufheben und Energiehilfe leisten.

Eine neue Runde multilateraler Gespräche zur Lösung des Konflikts um Nordkoreas geheimes Atomprogramm hinge laut KCNA davon ab, ob die USA auf die Forderungen nach „gleichzeitigen Schritten“ eingingen. Die USA hatten wiederholt abgelehnt, einen nordkoreanischen Verzicht auf das geheime Atomprogramm belohnen zu wollen. Sie verlangen von Nordkorea, zuerst mit dem Abbau des Atomprogramms auf nachprüfbare Weise zu beginnen, bevor Washington seinerseits Zugeständnisse etwa in Form einer Sicherheitserklärung macht.

Nordkorea hatte bisher einen Nichtangriffspakt verlangt und einseitige Vorleistungen abgelehnt. „Eine Paketlösung auf der Grundlage gegenseitiger Handlungen“ sei der Schritt zur Lösung, hieß es gestern bei KCNA.

Nordkoreas Angebot ist in der Substanz nicht neu. Bereits früher hatte Pjöngjang angeboten, im Tausch für US-Hilfe und die Streichung von der Liste der Terrorstaaten sein Atomprogramm einzufrieren. Dies wurde jetzt nur etwas genauer spezifiziert.

Nordkoreas neu aufgelegtes Angebot kommt zu einer Zeit, in der versucht wird, neue Sechser-Gespräche über Nordkoreas Atomprogramm zu organisieren. Eine erste Gesprächsrunde im August in Peking, an der Vertreter Nord- und Südkoreas, der USA, Chinas, Russlands und Japans teilnahmen, war ergebnislos geblieben. Eine weitere Runde schien zunächst im Dezember möglich und wurde dann für Januar erhofft. Doch inzwischen halten Vertreter Südkoreas diesen Termin für kaum noch realistisch. Russlands Vizeaußenminister Alexander Losjukow, der an den letzten Gesprächen teilnahm, machte Pjöngjang und Washington gleichermaßen verantwortlich: „Die Gründe sind die gleichen alten – Misstrauen und hohe, von beiden Seiten gesetzte Bedingungen.“

Pjöngjangs Angebot erfolgt auch kurz vor dem Eintreffen einer US-Expertengruppe in Nordkorea, die nicht im Auftrag Washingtons reist. Ihr wurde in Aussicht gestellt, die Atomforschungsanlage Yonbyon zu besuchen. Sie wären damit dort die ersten Ausländer seit dem Rauswurf der internationalen Atomenergiebehörde im Dezember 2002. Da bisher nicht klar ist, ob Nordkorea wirklich Atomwaffen hat oder nur blufft, könnte die Einladung der Versuch sein, die USA zum Handeln und damit zu baldigen Zugeständnissen zu drängen.

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