Es geht auch ohne

„Schwarzmalerei“: Diakonisches Werk ist immer noch gegen geschlossene Heime. Broschüre vorgelegt

Die SPD ist dafür, und auch in der Fachwelt soll sich mancher Kritiker mit der Existenz der geschlossenen Heime abgefunden haben. Dies gilt nicht für das Diakonische Werk. Der Wohlfahrtsverband brachte gestern eine Broschüre heraus, die anhand von sechs Porträts kranker, schwer erziehbarer oder verhaltensauffälliger Jugendlicher zeigt, wie Jugendhilfe ohne Einsperren funktioniert. Titel: „Den Blick weiten, wenn es eng wird“.

„Eine Schwarzmalerei – entweder Laisser-faire oder Kinderknast – ist falsch“, erklärte Landespastorin Annegrethe Stoltenberg. Es gebe bereits heute Erziehungshilfen mit verbindlichen Konzepten. Die Tatsache, dass es eine hohe Zahl hilfebedürftiger Jugendlicher gebe, sei zudem auch Ausdruck der sozialen Schieflage und Folge von Arbeitslosigkeit und mangelnden Lebensperspektiven.

Martin Apitzsch, Jugendhilfeleiter der Diakonie, nennt die hohen Ausbruchzahlen aus dem Heim Feuerbergstraße „nicht verwunderlich“. Wer junge Menschen einsperre, richte deren ganze Energie darauf, dies zu überwinden. Diese Form der Verwahrung helfe nicht, Jugenddelinquenz zu verhindern, sondern schiebe notwendige Erziehungsmaßnahmen bloß auf.

Die Diakonie, die rund 1.000 Kinder betreut, kritisiert zudem, dass während des Aufbaus der Feuerbergstraße in der übrigen Jugendhilfe gekürzt wurde. So sank der Etat für Erziehungshilfen seit 2002 von 128 Millionen auf 119,3 Millionen Euro. KAJ

Die Broschüre gibt es bei Jack Weber, Diakonisches Werk, Königstraße 54, 22767 Hamburg